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KI-Revolution der Arbeitswelt

Autor Michael Groß / Jörg Staff
Verlag Haufe
Seiten 322
ISBN 978-3648176924
Preis 49,99

Wertvoller fachlicher Rundumschlag

 

Der Anspruch der Autoren ist laut Vorwort, „vor allem Führungs- und Personalverantwortlichen, die übergreifenden Themen, die Wirkungen auf die Arbeitswelt und die wesentlichen Perspektiven im Einsatz der KI aufzuzeigen“ (S. 10), da die aktuelle Entwicklung der KI zu schnell ist, um den aktuellen Stand oder Best-Practice-Beispiele aufzuzeigen.

 

Das Werk gliedert sich in vier Teile:

  • Strategien und Perspektiven
  • Grenzen und Risiken
  • Personal und Kultur
  • Praxis und Beispiele

 

Zu jedem dieser Teile gibt es zwischen 4 und 9 Fachartikel von unterschiedlichen Autoren.

 

Nachfolgend ein paar Aussagen/Statements:

  1. „Ein Hauptbedenken besteht in der Möglichkeit, dass KI-Algorithmen auf voreingenommenen Daten (z. B. geschlechtsspezifischen Deskriptoren) trainiert werden. Dies kann bestehende Vorurteile verstärken und zu diskriminierenden HR-Praktiken führen.“ (S. 30)
  2. „Die KI kann beispielsweise bei Bewerbungen nicht wirklich qualitative Faktoren wie eine kulturelle Eignung berücksichtigen. Oder der Algorithmus lehnt Bewerbungen mit Lücken im Arbeitsleben ab, die auf wichtige Lebensereignisse wie Schwangerschaft, Krankheit usw. zurückzuführen sind.“ (S. 30)
  3. „Tatsächlich stellt sich der Arbeitsalltag in der Büro- und Wissensarbeit eben nicht als Abfolge von Textproduktionsaufgaben dar, sondern ist vom Wechsel zwischen Kreativphasen, Abstimmungen, Stillbarbeit und gelegentlichem Leerlauf gekennzeichnet. In diesem Umfeld werden sich die Performancegewinne nicht wie bei den zuvor genannten Laborexperimenten in der Größenordnung von 50 Prozent realisieren lassen …“ (S. 41)
  4. „Es gibt derzeit keine Standards für den Einsatz von KI. Das Fehlen solcher Standards erschwert die Entwicklung von Richtlinien und die Sicherstellung einer konsistenten Qualität und Sicherheit von KI-Anwendungen.“ (S. 58)
  5. „KI ist mehr als ein Trend und mehr als eine reine technologische Innovation. Ihre Einführung sollte genutzt werden, um bestehende HR-Prozesse zu überprüfen und anzupassen.“ (S. 88)
  6. „Eine transparente Darstellung von Entscheidungsprozessen erleichtert es, Verzerrungen zu identifizieren, und schafft Raum für Feedback und Korrekturmaßnahmen.“ (S. 103)
  7. „Wovon wir uns verabschieden müssen, ist lediglich die unbekümmerte Art und Weise, mit der aktuell in halsbrecherischer Geschwindigkeit und ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen Sprachmodelle überall integriert werden.“ (S. 116)
  8. „Wünschenswert wäre eine Modernisierung der Mitbestimmungsrechte. Soweit der Gesetzgeber (wovon auszugehen ist) diesbezüglich im Arbeitsrecht nicht aktiv werden sollte, haben die betrieblichen Akteure, Einigungsstellen und Arbeitsgerichte die Verantwortung, eine vernünftige und praktikable Balance zwischen technischen Möglichkeiten und Arbeitnehmerschutz zu schaffen.“ (S. 128)
  9. „Aktuell mangelt es vielen Organisationen an Vorstellungskraft, was teilweise auf überfordernde Umstände und starre Organisationsstrukturen zurückzuführen ist. Die Reduktion von KI auf ein bloßes Werkzeug, das punktuell eingesetzt wird, erweist sich mit Blick auf unsere Auswertung von Experteninterviews als problematisch. KI sollte vielmehr als integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie und als Mittel zur Realisierung neuer Möglichkeiten angesehen werden.“ (S. 141)
  10. „Die kommende EU-KI-Richtlinie, die voraussichtlich 2026 von allen eingehalten werden muss, wird erhöhte Anforderungen an die Transparenz von KI-Systemen stellen.“ (S. 156)
  11. „Wenn wir uns die passenden Future Skills und das passende Mindset aneignen, wenn wir unsere Kompetenzen strategisch hinsichtlich ihrer Zukunftstauglichkeit überprüfen und bereit sind, fortlaufend zu lernen und uns beruflich immer wieder neu zu erfinden, dann sind wir gut auf den Tanz von uns Menschen mit den Maschinen vorbereitet.“ (S. 169)
  12. „KI muss wesentlich besser entscheiden als Menschen, damit Menschen der KI vertrauen.“ (S. 195)

 

Im vierten Teil gibt es dann zahlreiche Praxisbeispiele, die aufzeigen, wie KI schon jetzt wirkt und unterstützt.

 

Insgesamt ist das Buch sehr interessant. Da es von mehreren Autoren geschrieben worden ist und somit jedes Kapitel für sich selbst steht, muss man es auch nicht zwangsläufig von vorne bis hinten lesen, sondern kann gezielt die Themen herauspicken, die einen am meisten interessieren.

Oliver Schumacher