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Kings of Cool

Autor Don Winslow
Verlag suhrkamp tb
ISBN 978-3-518-46488-5

Zwei parallele Handlungsstränge lassen sich lesen. Und erst zum Schluss, kaum verwunderlich, wird der Zusammenhang klar. Allerdings erschließt sich eins ums andere auch schon nach und nach, sonst wäre die Dramaturgie schlicht unlogisch. Es geht um Dealer und um Korruption. Es geht ums Aufbegehren von Youngsters gegen ihre Eltern – und um Rebellion gegen „das Establishment“. Da gehört Erwachsenwerden dazu – und auch die Entwicklung jener, die das nie werden, erwachsen nämlich … Hippies und Surfer in der Laguna Beach der 1960-er Jahre und ein Marihuana-Start-Up im Kalifornien der Jetztzeit: was eine Kombi! Die „Welt“ hat das „ein episches Panorama voller Sonne, Surfer und Sex“ genannt. Das sich für manchen selbst ernannten „King of Cool“ dann irgendwann als Hölle erweist – und als Nirwana. Natürlich geht es ums nahe gelegene Mexiko und um Drogenbosse auch dort, organisiertes Verbrechen also. Das besonders gut immer dann gedeiht, wenn ein korrupter Cop seine Finger im Spiel hat und seine schützenden Hände übers Business hält. Und die natürlich gleichzeitig weit auf hält … Nun, dieser Roman ist durchaus Gesellschafts-Geschichte und als „Spiegel-Bestseller“ eine Art Janus-Lupe in die US-amerikanische Spießer- und Prüderie-Society, nämlich mit Konvex- wie auch Konkav-Seite … Genauso als exzellent gestrickter Thriller zu konsumieren! Lesen Sie, was geschieht, wenn eine Generation „die Sünden der Eltern geerbt“ hat: Hier „ein blutiger Kampf der Generationen“ … – Gerade neu heraus gekommen ist vom Autor auf Deutsch: „Vergeltung“ – noch eine Lese-Empfehlung ;-) Dort allerdings geht es so richtig zur Sache („Einer der besten Krimiautoren der Welt mit seinem bislang härtesten Thriller“ – ich glaube, das stimmt!): Ein ehemaliger Elite-Soldat – jetzt im scheinbar ruhigen Sicherheitsdienst eines Flughafens aktiv und endlich @home, nach Afghanistan [&] Co. – verliert seine Familie in einem Terror-Anschlag auf das Flugzeug, mit dem sie zu seinen Schwiegereltern hatten fliegen wollen. Doch dieses Faktum wird tot geschwiegen: Einen neuerlichen Kriegsherd als Folge davon kann die US-Regierung einfach nicht gebrauchen. Doch nach diversen heimlichen Hinweisen entscheidet Dave Collins, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Er sammelt Geld von den Hinterbliebenen der Flugzeug-Insassen ein und engagiert eine Söldner-Truppe – er selbst mit dabei. Sie machen sich auf die Jagd nach dem Osama-Nachfolger, der hinter dem Anschlag steckt … Mehr als spannend. Und überraschend, wie stark der Leser auf die Seite dieser Pseudo-„Guten“ gezogen wird: Sponsored bei Dronen-Industrie? Wobei die gar keine Rolle spielen: Es geht letztlich Mann gegen Mann. Das Umgehen miteinander in diesem Team, Führen/Geführtwerden, interessante Episoden … HPR

Hanspeter Reiter