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Krähentage

Autor Benjamin Cors
Verlag dtv
ISBN 978-3-423-22055-2

„Düster, geheimnisvoll, atemberaubend spannend!“ wird dieser (bis dato jedenfalls) Stand-alone-Lokalthriller ausgelobt – zutreffend, mit 400 Seiten.

Spiel mir mein Leben?
Nun, wohl eher „bloß nicht!“ – doch gefragt werden die Opfer eher weniger. So geht es also hierum, kurz gefasst: „Er spielt die Rolle deines Lebens: Zwei ehrgeizige Ermittler, ein hochintelligenter Serienkiller – ein unerbittlicher Wettkampf gegen die Zeit. Bereits am ersten Arbeitstag steht das Ermittlerduo Jakob Krogh und Mila Weiss vor einem Rätsel. Am Rande einer Ermittlung stoßen sie auf die Leiche einer älteren Frau, die nachweislich nach ihrem Tod noch lebend gesehen wurde. Wie ist das möglich? Kurz darauf wird ein junger Student in seiner Wohnung gefunden, auch er war nach seinem Tod offenbar noch an der Uni. Aber damit nicht genug: An beiden Tatorten werden Krähen gefunden, ausgehungert und versehen mit einer unheilvollen Botschaft. Jakob und Mila jagen mit dem Team der neuen Gruppe 4 einen Geist, der jeder sein könnte: der Nachbar, der Kollege, der eigene Freund … und jemanden, der noch lange nicht bereit ist, die Zeit der Krähen zu beenden.“ Vielerlei Einblicke ins Callcenter-Dasein und –Wirken sind geboten, steht ein solches doch im Zentrum des Geschehens, der Täter „mittendrin“, was sich der Leserschaft deutlich früher erschließt als fürs Ermittler-Team.

Erfolgreich
…beim Ermitteln einerseits – auf der anderen Seite beim Verwandeln: Siehe (höre  …) etwa das Wirken der Stimme (S. 58f.) plus Formulieren natürlich, zum Wie das Was. Erfolgs-Voraussetzungen für Ermittler, etwa das Dranbleiben (S. 73) oder sich Vergraben in Details (S. 229). Und wie nähert sich ein Täter dem Opfer und manipuliert es (u.a. S. 136f.) – bis hin zum „Anpassen“ als quasi Chamäleon, wofür es eigene Kapitel gibt (siehe Verwandlung II S. 186ff., Schritt für Schritt). Oder noch weiter, wenn virtuelle Realität ins Spiel kommt (S. 381f.) … Und die Krähen? Und die wiederkehrende Botschaft „schau nach oben“? Und was ist das mit den beiden Ermittlern, welche dunklen Geheimnisse tragen sie mit sich, auch der Leserschaft (scheinbar) verborgen? Voila, ein Thriller mit geringer Dynamik, der „dennoch“ stante pede auf den Showdown hinsteuert: lesen also! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter