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Kristin Lavranstochter: Das Kreuz

Autor Sigrid Undset
Verlag Kröner
ISBN 978-3-520-62301-0

Band 3 der Trilogie, für die die Autorin 1928 den Literatur-Nobelpreis erhalten hat – ein Jahr vor Thomas Mann: ebenfalls für (s)eine Familien-Geschichte… Nochmals deutlich über 550 Seiten – insgesamt also ein wahres Epos des mittelalterlichen Norwegen!

Norwegen im 14. Jahrhundert
…bildet atmosphärisch wie inhaltlich-informierend den Rahmen der Handlung rund um das Leben der Protagonistin, viele Jahrzehnte durchmessend. Hier nun das Finale: „Während die Welt um sie herum immer undurchschaubarer und bedrohlicher wird, gerät auch Kristins eigene Welt zunehmend ins Taumeln: Entfremdet von ihren einstigen Verbündeten, gebeutelt von Schicksalsschlägen und verbittert ob des Niedergangs ihrer Familie, den sie ihrem Mann nicht verzeihen kann, begeht sie einen fatalen Fehler. Und dann beginnt auch noch die Pest zu wüten im Norwegen des 14. Jahrhunderts. Ob Kristin am Ende ihren Frieden finden wird, liegt allein in ihren eigenen Händen. Gabriele Haefs hat Kristin Lavranstochter vollständig neu übersetzt, und zwar erstmals aus dem norwegischen Original, wie es scheint. Beim Vergleich beider Übersetzungen fällt es einem wie Schuppen von den Augen, was eine kongeniale Übersetzung vermag: Gabriele Haefs hat den Text regelrecht zum Erstrahlen gebracht.“ Es entsteht eine Stimmung, die der aktuellen Leserschaft fürs Mittelalter angemessen erscheint: Ich fühlte mich „hinein gezogen“ in eine Welt, die von unserer heutigen ja tatsächlich 700 Jahre weit weg ist… Mit einem norwegischen Königreich, das Schweden (am Schluss dann abgetrennt, siehe S. 408f.) und Finnland/Lappland mit umfasst hat. Mit Rittertum und durchaus eigenständiger Bauernschaft, stark nach Familien-Clans organisiert und entsprechende Netzwerke bildend. Und mit starkem Einfluss der Kirche, trotz gelegentlich aufpoppenden Aberglaubens – im Sinne des Erinnerns an Naturreligiöses (rund um S. 64 oder S. 545ff. z.B.)…

Lebensgeschichte
…einer damals wohl eher untypisch emanzipierten Frau, die immer wieder in eine neue Rolle schlüpfen muss und schließlich die ihr als Typus wichtige Kontrolle verliert (S. 478f. – Schwiegertochter…) – und ein breites wie tiefes Abbild der Gesellschaft jener Zeit: Hier schließt sich der Kreis, von Kranz bis Kreuz – dazwischen hat sie vielfach gekreißt, die Protagonistin, anfangs zum Kloster hingezogen, zuletzt dort angelangt (S. 520f. etc.). Die ihr Leben und das Geschehen intensiv reflektiert, im Rahmen seinerzeitigen Verständnisses, basierend auf Religion und Überliefertem – und sehr von der umgebenden Natur abhängig (siehe z.B. S. 240ff.). Stark der Familie verbunden und der eigenen Scholle, schließt sich das Schicksal durch viele Tragödien, bis hin zum Aufflammen der Pest… Hier lässt sich viel nachdenklich Machendes aufnehmen, vor einem ¾ Jahrtausend… Band 1 und 2: „Der Kranz“ und „Die Frau“, sind ebenfalls bereits erschienen.
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Hanspeter Reiter