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Kühn hat Hunger

Autor Jan Weiler
Verlag Piper
ISBN 978-3-492-05876-6

„Mir geht es gut, danke. Ich nehme gerade ein bisschen ab. Das drückt auf die Laune. Aber ansonsten ist: alles gut!“ Ein dritter Krimi also, rund um Martin Kühn, den 2-Meter-Mann unter den Ermittlern. Hier Fokus auf seine knapp 115 Kilo: da soll was runter! Wie sehr er dies fokussiert, wird durch die Kapitel-Überschriften verdeutlicht, die jeweils Gewichte beziffern/verbalisieren, die durchaus Unterschiedliches bedeuten…

Runter mit den Kilos!
…das soll mithilfe einer etwas anderen Diät gelingen, sehr „Männer-orientiert“ und völlig gegen den Zug der Zeit = völlig frei von political correctness. In kurzen Einschüben zwischen dem eigentlichen Geschehen kann Leser Einblick gewinnen – und sich wundern. Über den Diät-Autor und über Kühn, der sein Umfeld ziemlich nervt, mit dieser Diät. Und sich selbst auch, wie Reflexions-Phasen zeigen: Immer wieder kann Leser Kühne Gedanken folgen, die je kursiv geboten sind, auch Erinnerungen. Apropos: Leser weiß sehr rasch, wie das Verbrechen geschehen ist und wer der/die Täter ist/sind… Anyway: „Das Leben geht zwar immer weiter, aber es wird nicht unbedingt leichter. Jedenfalls nicht für jeden von uns: Kommissar Kühn zum Beispiel hat das Gefühl, schwerer zu sein, als es ihm gut tut. In der Seele und um die Hüfte rum. Während er sich damit abplagt, Gewicht zu verlieren, um interessanter für seine Frau Susanne zu werden, muss er sich gegen die Intrigen seines vermeintlich besten Freundes und Kollegen Thomas Steierer wehren: Seine Karriere bei der Mordkommission hängt an einem immer dünneren Faden – und er bekommt es mit einem Mörder zu tun, der ihm zeigt, wie tief man als Mensch sinken kann. Mit Empathie und einzigartigem Esprit erzählt Jan Weiler von Martin Kühn, dem sich die schwere Frage nach der Leichtigkeit des Lebens stellt.“ Und vielleicht noch ein wenig mehr im Mittelpunkt steht als in manch anderem Krimi: Letztlich dreht sich alles um ihn, aktuelle wie frühere Beziehungen inklusive. Auch zu Schulkameraden, die einen etwas anderen Weg als er gegangen sind…

Weiterbildung?
Auch fürs Modeling ist dieser Krimi durchaus geeignet, greift der Autor rund um seine Figuren und deren Handeln doch wiederkehrend Aspekte von Kommunikation und Führung auf, auch und gerade im Polizeidienst. Etwa das Wirken von Uniform und Körpersprache (z.B. S. 40ff.; S. 264 und S. 321f. im Verhör) oder Selbstbeherrschung und Selbstdarstellung (S. 78ff. etc.), Fußball(er)sprache (S. 128f.), Übersicht behalten und gewinnen (Kühn – wie auch einer der Gegenspieler, Bordellbesitzer Avi, etwa S. 256f.). Lernen kann Leser zudem etwas über Incels und ihr sehr spezielles Verhalten (? – lesen  …). Bis hin zu psychologischen Verhaltensweisen wie Verdrängen oder Schuld woanders zu suchen (siehe etwa S. 344ff.). Also lesen, zum Vergnügen und für Kommunikations-Praxis … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter