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Künstliche Intelligenz und Maschinisierung des Menschen

Autor Peter Seele
Verlag Herbert von Halem
ISBN 978-3-86962-512-6

„Schriften zur Rettung des öffentlichen Diskurses 1“ ist offenbar der Starter neuen Reihe…

Künstlich? Natürlich?
Eine stehe Auseinandersetzung steckt in diesem Thema: Ist das denn „Intelligenz“ im herkömmlichen Sinne, was Wissenschaft und Praxis als KI/AI entwickelt haben, machine learning & Co.? Vergleichbar mit natürlicher Intelligenz (u.a.) des (modernen) Menschen? Aus der Praxis heraus entwickelt der Autor seinen Text: „Fast jeder hat Erfahrungen mit Siri, Alexa oder anderen Chatbots. Doch was geschieht, wenn ein Mensch einen Chatbot in einen Dialog über Philosophie verwickelt? Kann man mit künstlichen Intelligenzen (KI) überhaupt über Bewusstsein, Erinnerung und philosophische Theorien der Zeit diskutieren? Ja, man kann – zumindest der Form nach. Und das gleich zweimal: Mit den beiden für den Loebner-Preis für KI dekorierten Chatbots Rose und Mitsuku. Ob das geistreich ist? Das muss jeder für sich entscheiden. Ob das unterhaltsam ist? Ja – allerdings eher unfreiwillig. Im systematischen Teil des Essays werden die Dialoge ausgewertet. Dabei wird der gegenwärtige Hype um KI als maßlose Übertreibung sichtbar, ein Goldrausch der KI gewissermaßen, übrigens von Menschen und ihren allzu menschlichen Interessen veranlasst.“ Kompakte knapp 200 Seiten ermöglichen es den Lesern, sich anregen zu lassen, Gedanken-Anstößen Raum zu geben …

Mensch und Maschine
…werden immer enger miteinander verwoben, so scheint es – und damit setzt der Autor sich gezielt und verzahnt auseinander: „Die Begriffe rund um das Thema KI werden im Buch weggeholt von der Behauptung der Singularität, der Disruption oder der versteckten Science Fiction – zurück auf den Boden der funktionalen Tatsachen einer gleichwohl beachtlichen Innovationsspirale: Automatisierung, Standardisierung und maschinelles Verarbeiten von großen Echtzeit-Daten sind aktuell die sachgemäßen Beschreibungen des gegenwärtigen KI-Rauschs. Doch eigentlich geht es beim KI-Rausch um etwas anderes: Die Maschinisierung des Menschen durch Standardisierung, Automatisierung und verbesserte Kontrolle zur fortschreitenden Ökonomisierung aller Lebensbereiche, ermöglicht durch Algorithmen, Datafizierung und digitale Technologie in bisher ungeahnter Wirkmächtigkeit.“ Inklusive umgedrehter Sicht der Dinge also…

Die Inhalte, konkret und kompakt
Der Essay enthält dazu fünf Thesen: These 1: Maschinen werden immer effizienter im Automatisieren – oder: die Automatisierung der Automatisierung. These 2: Trotz Automatisierung der Automatisierung: Maschinen sind nicht geistreich intelligent. These 3:
Menschen werden als Datenhaufen ausgemessen – und damit zu Datenhaufen gemacht. These 4: Datenhaufen quo vadis? Von der Präferenz-Erfassung zum „hackable animal“. These 5: Synthese = Die Maschinisierung der Menschen – zur Bahnung der KI.“ Was den Leser zusammen mit dem Autor nach und nach hierhin führen mag: „Fazit: Mit den künstlichen Intelligenzen verhält es sich wie mit künstlichen Tränen: Sie erfüllen einen instrumentellen Zweck, der aber in keiner Weise mit jenen schillernden Gefühlen verbunden ist, die wir in Freude oder Trauer empfinden – und die uns zum Menschen machen. Alles andere ist Budenzauber oder Desinformation.“ Gerade Weiterbildner jeglicher Coleur sollten sich mit diesem Themenkreis befassen, geht es doch auch und gerade immer wieder um dies Eine: Lehren und Lernen… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter