Lebenskünstler
Autor | Rolando Villazon |
Verlag | Rowohlt |
ISBN | 978-3-498-07067-0 |
„Das Leben als Spiel, das zur Wirklichkeit wird“ titelt Schutzumschlag Seite 4. Und tatsächlich spielen die Figuren des Romans ihr jeweils eigenes Spiel, dennoch ineinander verwoben. Schließlich der Realität „verpflichtet“ ….
Ein Sänger schreibt einen Roman?!
Und das ist sogar schon sein zweiter, nach „Kunststücke“ – lt. ZEIT (betitelt „Schmerz und Ruhm“) „…ein sehr ernsthaftes Stück Literatur …“. Tja, weiter geht´s : „Sein zweiter Roman „Lebenskünstler“ zeigt, wie konsequent Villazón seinen literarischen Weg weitergeht. Mit dem ihm eigenen Sinn für Sprachmelodie beschreibt er Menschen, deren Herz mehr für die Kunst und die Phantasie schlägt als für den Erfolg und die Ökonomie. Der Opernstar und Autor Rolando Villazón kennt die Welt der Künstler und Lebenskünstler, mit ihrem Glanz und ihren Schattenseiten, von der er erzählt, sehr genau.“ Ein wunderbares Beispiel für die enge Verbindung von Hören und Lesen beim Menschen – und damit von Singen und Schreiben …
Wortbilder klingen beim Leser nach
Metaphern sind das eine, Sinne im Wording miteinander zu verbinden, sie neu zu komponieren, das schafft Villazón fein gestimmt. Siehe z.B. S. 197: „… und Palindromus erzählte ihm, wie er am Abend zuvor eine junge Frau kennengelernt hatte, deren Schweigen saftigen Melonenscheiben glich … Dass diese Kleine aus seinem Herzen ein breites Orang-Utan-Grinsen gemacht hatte … (schaufelweise Schatten gegen die Dunkelheit).“ Künstler untereinander?!
L´art pour l´art?!
Ist sie das, die pure Lust an der Kunst (frei von mir übersetzt)?! „Sie philosophieren, zeichnen, komponieren, erfinden Geschichten, falten Origamis, arbeiten an der Oper hinter den Kulissen: Seine Lebenskünstler stehen nicht im Rampenlicht, aber ihre Träume sind groß. Ihr Anführer ist ein Spiele-Erfinder, der sich in eine geheimnisvolle stumme Frau verliebt. Auf einer für ihn gestalteten Schatzsuche mit Palindromen und anderen sprachlichen Rätseln, die er lösen muss, erfährt er nach und nach so einiges über die Frauen, über sich selbst und über das Leben im Allgemeinen. Ein poetischer, sprachspielerischer zweiter Roman eines großen Künstlers, metaphernstark und berührend.“ Und vor allem dies:
Palindrome!
… sind eine eine Abfolge von Buchstaben/Lauten die vorwärts wie rückwärts gelesen Identisches ergeben. Dass die Hauptfigur des Romans auf den nickname „Palindromus“ hört, hat also seinen Grund: Damit spielt der Autor intensiv, hat einige neue erfunden- welch Herausforderung an den Übersetzer Willi Zurbrüggen (aus dem Spanischen)!! Ein Beispiel gefällig? Zitiert sei von S. 162 dies: „Die Liebe ist Sieger, rege ist sie bei Leid.“ Wow – und davon gibt es noch einige mehr, weit jenseits der Klassiker wie „Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie“ (hoffentlich noch politisch-korrekt …). Ein Lese-Vergnügen, zugleich mit vielerlei Anregendem zum Nachdenken! HPR