Lesen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz

„Über den Wandel einer Kulturtechnik (Wie wir lesen – Zur Geschichte, Praxis und Zukunft einer Kulturtechnik)“ nimmt Interessierte mit auf eine Gegenwarts-Zeitreise mit vielerlei Facetten, auf 128 lesenswerten Seiten…

Was das Lesen ausmacht
…war und ist je nach seiner Art und Weise ziemlich unterschiedlich, das ist eine wichtige Erkenntnis dieser Lektüre. Und auch in seiner Chronologie, abhängig vom Entwicklungs-Stand von Sprache und Schrift – und vorhandenem Medium: Darüber erfährt die Leserschaft eine Menge interessantes Neues (war´s jedenfalls streckenweise für mich) – und erhält so eine gesunde Basis fürs Reflektieren, was Lesen eigentlich ausmacht. Nun, „wir stehen vor einem kulturellen Umbruch der Kulturtechnik Lesen, die mit der Erfindung der Schrift begann und über den Buchdruck in die Digitalisierung mündete: Mit den »Sprachmodellen« der lernenden Künstlichen Intelligenz treten neben die Menschen plötzlich unmenschliche maschinelle Leser, die alle Texte rezipieren und zu neuen Texten verarbeiten können. Sie lesen Texte als binär codierte Informationsströme und verstehen das Geschriebene nicht, sondern lernen eine wahrscheinliche Wortkombinatorik – aus der trotzdem Unerwartetes geschehen kann. Florian Rötzer wagt eine Nachlese und beantwortet die Frage, ob KI die menschlichen Leser:innen verdrängt oder ob die Kulturtechnik des Lesens durch die neuen Einflüsse nur revolutioniert wird.“ Doch bis zur Gegenwart war´s ein weiter Weg, wie der Autor kenntnisreich darstellt, in vier großen Kapiteln:

Die Inhalte kurz gefasst
I Das leere Blatt (u.a. Ausbruch der Schriftkultur, Sprungbrett der Imagination…) II Sind intelligente Chatbots Psychopathen? III Lesen ist nicht nur eine Kulturtechnik, sondern auch eine Körpertechnik, also eine Form der Biopolitik (ach ja? U.a. Licht, Lesen und die Folgen des Nahsehens, Übergang vom Sprechen und Hören zum visuellen und stummen Lesen, Lesen formatiert das Gehirn, Homo sedens) IV Maximale Geschwindigkeit: Rasen auf der Textautobahn (Speed Reading…). Und natürlich geht´s auch um ChatGPT, gleich einleitend (u.a. S. 12 Prompts usw.) – wie auch um Höhlen-Malereien (S. 42, Zeichen-Bildung!). Kann KI Bewusstsein haben/erzeugen (S. 65)? Lesen als Abtauchen in eine eigene Welt, damit im Grunde schon virtuell (S. 78 usw.) – und das laute Lesen als Übergang, heute durchaus noch zu beoachten (S. 88f.) – und wann endet das tiefe Verstehen eines Textes mit erhöhter Lese-Geschwindigkeit (S. 118f.)?! Voila, ran das Buch! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter