Little Brother
Autor | Cory Doctorow |
Verlag | sonstige |
Seiten | 512 Seiten |
ISBN | 978-3-499-21550-6 |
Preis | 14,95 |
Das System mit den eigenen Waffen schlagen, das ist die Strategie des Haupt-Protagonisten in diesem Thriller, der wahrhaft spannend ist – und unter die Haut geht. Vielleicht deshalb, weil die beteiligten Kids schlicht unschuldig sind, doch gegen „den Staat“ agieren und fast unter die Räder kommen. Erwartungsgemäß siegt schließlich „das Gute“, doch wirklich nur haarscharf: Sehr glaubhaft ist sie, diese Geschichte rund um Rundum-Beobachtung des US-Bürgers, begründet mit Terrorgefahren, echten wie eingebildeten. Dass Rollenwechsel („little brother is watching you, gouvernment!“ – meine Worte) durchaus hinterfragt werden, in der Diskussion zwischen den beteiligten Kids, gehört zu den Stärken dieses Romans. Und der Einblick in digitale und online stattfindende Überwachungen, die mehr oder weniger wohl bereits Alltag sind, jedenfalls in den USA oder GB. Das geht bis zur Kontrolle dessen, was Sie lesen – online sowieso hinterlassen wir laufend Fußstapfen, die ähnlich unauslöschlich sind wie jene unserer afrikanischen Ur-Ur…-Vorfahren, ausgegraben vor wenigen Jahrzehnten. Und damit natürlich auch und erst recht die Lektüre von eBooks via Download: Da ist jeder, der will und kann, viel näher „an uns“ dran als beim Nachspionieren in Bibliotheken, das von der US-Regierung bald nach 911 praktiziert wurde, ganz im Sinne des klassischen „zeige mir deine Bücher und ich sage dir, wes Geistes Kind du bist“. Auch Fahrenheit 451 „feiert“ hier fröhliche Urständ´: Natürlich zitiert der Autor diverse Protagonisten der Weltliteratur, weit über den Titel hinaus und tief in die Story hinein, ein höchst zeitgemäßes Vorgehen. Die Geschichte selbst: höchst verstörend und zugleich doch Hoffnung weckend, lässt sich das System letztlich mit den eigenen Waffen schlagen. Ganz im Sinne auch eines Michael Moore…