Meister und Margarita
Autor | Michail Bulgakow |
Verlag | Galiani |
ISBN | 978-3-869-71058-7 |
„Neu übersetzt von Alexander Nitzberg“, der auch eine editorische Notiz mitliefert („Ein Buch mit sieben Buckeln“, netter Anklang an die sieben Siegel) – das Ganze ergänzt um ein Nachwort von Felicitas Hoppe „Leser, mir nach – du bist frei!“. Dort findet sich in einem Halbsatz auch der Bezug zu Goethes Faust, den Leser naturgemäß assoziieren mag. Tritt doch der Teufel auch hier auf und kommt Gretchen ins Spiel (Margarita). Oder ist diese weibliche Hauptperson eher der Schatten von Magdalena, deren es in der Bibel (NT) sogar zwei gibt? Denn ein Erzählstrang ist jener, der den letzten Tag Jesu Christi nacherzählt, in Romanform, geschrieben vom „Meister“. Auf unterschiedlichen sprachlichen Ebenen springt Leser von dort wieder zum scheinbaren Hauptstrang, dem Geschehen in Moskau, worauf auch der Übersetzer hinweist, der eine Meisterleistung vollbracht haben muss. Natürlich strotzt dieses 500-Seiten-Opus von satirischen Bezügen zur SU und zugleich zu Literatur und Kultur insgesamt, siehe etwa die Namens-Spiele: Berlioz und Prokofjew haben ihre Auftritte und die Musik kommt auch begleitend wie beeinflussend wieder kehrend ins Spiel, dazu das Theater, auch durch die Seancen von Woland, dem satanischen ? Hypnotiseur. – Lange hat es gedauert, bis Bulgakows Werk breite Rezeption erfahren konnte, nachdem es quasi zum „opus non grata“ erklärt worden war, zu Hoch-Zeiten sowjetischer Zensur, geschrieben erstmalig ab 1929, dann mehrfach verändert, bis kurz vorm frühen Tod des Autors 1940: „Schon als der Roman – 26 Jahre nach dem Tod des Autors – stark zensiert erstmals in den 60er Jahren erschien, lernten viele seiner Landsleute ihn auswendig; heimlich angefertigte Kopien der herausgestrichenen Stellen kursierten und die verhexte Wohnung Nr. 50 in der Sadowaja – der zentrale Handlungsort des Romans, von dem aus der Teufel namens Woland, der Riesenkater Behemoth und viele andere die Stadt Moskau auf den Kopf stellen – wurde zur Pilgerstätte. Und bis heute ist die Zahl der Verehrer für den inzwischen in den Kanon der Weltliteratur als Geniestreich und Meisterwerk der russischen Moderne aufgenommenen Roman unendlich groß … Radikal modern übersetzt Alexander Nitzberg diese aberwitzige Satire auf ein erstarrtes System und übertriebenen Atheismus. Ein Großstadtroman, magisch, verrückt und gegenwärtig. Und in eine Sprache übertragen, die vor allem eins ist: frisch und zupackend.“ Schön auch das Zitat von Bulgkaow selbst auf dem Rücktitel dieser bibliophil gestalteten Ausgabe (in Halbleinen mit historischen Fotos bzw. Collagen auf dem Titel, Vorsatz und als Trennblätter zwischen den Teilen – sowie mit Lesebändchen): „Auf dem weiten Feld der Literatur war ich in der UdSSR der einzige Wolf. Man gab mir den Rat, den Pelz zu färben. Ein törichter Rat. Ob gefärbt oder geschoren – ein Wolf wird nie wie ein Pudel aussehen.“ Aber vielleicht ein Lumpi wie ein Mensch? In seiner editorischen Notiz zu einem weiteren Werk von Bulgakow verweist der exzellente Übersetzer übrigens auf die mögliche Verbindung zu „Meister und Margarita“: Auch „Das hündische Herz ist absolut des Lesens wert! HPR