Melody
Autor | Martin Suter |
Verlag | Diogenes |
ISBN | 978-3-257-07234-4 |
Ein Bildungsroman rund um eine Hauptfigur, nämlich den „Archivar“. Und ein Schicksalsroman für die andere, den gesellschaftlich und wirtschaftlich höchst erfolgreichen Politiker. Mit vielerlei Volten auf mehr als 300 lesenswerten Seiten spannend erzählt, die Charaktere liebevoll wie zugleich kritisch hinterfragend dargestellt: Oft steckt halt mehr und anderes dahinter als es scheint. Doch trügt der Schein wirklich?
Das Schicksal einer Frauen-Figur
…durchaus unserer heutigen Zeit steht im Fokus des Geschehens, wie dieser alte Mann es erzählt: „In einer Villa am Zürichberg wohnt Alt-Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit – vor über 40 Jahren – ist sie verschwunden. Bis heute kommt Stotz nicht darüber hinweg. Davon erzählt er dem jungen Tom Elmer, der seinen Nachlass ordnen soll. Nach und nach stellt sich Tom die Frage, ob sein Chef wirklich ist, wer er vorgibt zu sein. Zusammen mit Stotz’ Großnichte Laura beginnt er, Nachforschungen zu betreiben, die an ferne Orte führen – und in eine Vergangenheit, wo Wahrheit und Fiktion gefährlich nahe beieinanderliegen.“ Auch dies ein Thema unserer Zeit, Fakten und Fake eng verwoben, interpretiert etwa vom begleitenden Literaten Bruno Schären nach dem ja früh absehbaren Ableben von Dr. Stotz (S. 256f.). Wie das Schicksal von Melody, der schönen Buchhändlerin, Muslima mit Migrations-Hintergrund.
Die Schweizer Highsociety…
…nimmt Martin Suter auch hier unter die Lupe, wie sonst auch, siehe etwa den „adligen“ Kunst-Kriminellen von Allmen. Augen zwinkernd zwar und durchaus liebevoll, doch zugleich kritisch durchleuchtend, in ihrem Leben und Wirken: Elitäres Verhalten (z.B. S. 174ff. Maßgeschneidertes) gepaart mit Seilschaften, Lokales durchaus betonend, dennoch weltoffen – jedenfalls, wenn´s sein muss. Und was ist nun wirklich Toms Aufgabe beim Ordnen des Nachlasses, der in Form akribisch gesammelter und abgelegter Belege jeglicher Art daher kommt (siehe z.B. S. 26ff.)? Was war da nun mit Melody und deren Stickereien (u.a. S. 214f.), über die Dr. Stotz in Etappen erzählt, soweit es sein Zustand zulässt? Gibt´s da ein Verwirrspiel, gar ein Vexierbild? Schließlich verlassen auch Tom und Laura die Schweiz für weitere Recherchen an Orten, die der Auftraggeber (und Großonkel) selbst vor Jahren aufgesucht hatte, Singapur und Griechenland. Was diese beiden angeht, hatte Dr. Stotz wohl auch so seine Vorstellungen – werden sie sich realisiert haben? Die interessierte Leserschaft finde auch das heraus … Voila, wieder mal ein fein strukturierter Lesestoff, spannend unterhaltsam – und zugleich nachdenklich machend: Suter pour le Suter … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de