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Menschen verstehen und lenken

Autor Joe Navarro, Toni Scarria Poynter
Verlag sonstige
Seiten 272 Seiten
ISBN 978-3868822397
Preis 16,99 Euro

Das Buchcover irritiert und lässt eher an einen Kriminalroman denken als ein informatives Sachbuch. Auch der Untertitel, in einen rechteckigen weißen Schnipsel mit Büroklammer am rechten Rand versehen, führt in die Irre: „Ein FBI-Agent erklärt, wie man Körpersprache für den persönlichen Erfolg nutzt“. Das tut der Hauptautor zwar, allerdings a) als ehemaliger FBI-Mitarbeiter und b) in einer freundlichen, erläuternden, empathischen Sprache und Gedankenführung und keinesfalls reißerisch. (Der Name „Toni“ gehört übrigens zu einer Dame und ist offenbar die persönliche Lektorin.)

In der Tradition von Paul Ekman geht es um nonverbale Kommunikation als Schlüsselkompetenz, sowohl im Zeigen als auch im Deuten. Wer dabei nur an Stimme, Mimik und Gestik denkt und hier vorzugsweise an Mikroexpressionen, den kleinsten und flüchtigsten meist physischen Ausdrucksweisen, der wird durchaus lehrreich und unterstützt mit (von Donald Bruce Poynter bravourös gezeichneten) Illustrationen bedient. 

Der Autor geht über einen engen Begriff nonverbaler Kommunikation hinaus, indem er sich dem gesamten persönlichen Erscheinungs- und Verhaltensbild widmet (Kleidung und weitere Details der äußeren Erscheinung, Körperhaltungen (nicht nur Bewegungen) sowie den dieses Gesamte unterlegten Haltungen und Einstellungen; von diesen nimmt er an, dass sie sich in dem, was wahrnehmbar ist, äußern. Konkrete Situationen und Beschreibungen aus Alltag und Unternehmen, Erfahrungen aus seiner Zeit als Agent und als Berater illustrieren seine Botschaften. Zunächst steht die Person im Zentrum, sowohl als Privatperson als auch – schwerpunktmäßig – als Mitglied eines Unternehmens oder als Freiberufler. Der Autor weitet sein Betrachtungsfeld ein weiteres Mal, indem er sich mit dem befasst, was die Titel symbolisches Führen und nonverbale Unternehmenskultur tragen könnte. 

Bei alldem mag der eine oder andere Hinweis etwas altbacken daherkommen (allerdings zeigt die Erfahrung, dass sie nötig sind) und es mag jenen Lesern wenig Neues bieten, die sich mit dem Thema bereits befassen. Die Lektüre lohnt dennoch, weil Joe Navarro nonverbales Verhalten feinsinnig analysiert und in unterschiedlichste, auch überraschende Kontexte einbettet und zu jenen Autoren gehört, die die Thematik in einen größeren Zusammenhang einordnen – ohne übrigens theoretisch zu werden.

Konzeptionell leitet Joe Navarro seine Erklärungen her vor allem aus drei Diskursfeldern: evolutionstheoretisch, neurowissenschaftlich mit dem gleichsam alles erklärenden Limbischen System, mit der Broken Window Theorie (die besonders durch M. Gladwells Tipping Point bekannt geworden ist) und Erkenntnissen aus der psychologischen Forschung. In fast parlierender Weise verknüpft der Autor dies mit Herforderungen und konkreten Tipps, nonverbale Kommunikation in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken und handelnd umzusetzen. 

Hanspeter Reiter, www.reiter-medienconsulting.de

Hanspeter Reiter