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Mr. Lamb

Autor Bonnie Nadzam
Verlag dtv premium
ISBN 978-3-423-24997-3

Schon der Titel, der Name einer der beiden Hauptpersonen, deutet metaphorisch an, welche Gratwanderung dieser Roman beschreitet: Der Wolf im Schafspelz, der sich um ein allein gelassenes, heran wachsendes Mädchen kümmert. Und sehr rasch in absolute Manipulation hinein gleitet, die ihm erlaubt, „das Mädchen“ auf eine Reise mitzunehmen. Weit weg vom ungeliebten Zuhause und den mobbenden Mitschülerinnen. Und weit weg vom eben verstorbenen Vater – und von seiner Freundin, die dann plötzlich dort auftaucht, in der Hütte. Vorher kommt es zu einer Pseudo-Entführung, die passende Ouvertüre zur echten, die doch ein freiwillige scheint. Doch wie weit geht Freundschaft zwischen einem Erwachsenen und einem Kind, wo beginnt Pädophilie? In den letzten Phasen des Romans scheint sie deutlich überschritten, diese Grenze, verbrämt durch Diskussionen zwischen David Lamb und Tommie, dem Mädchen – über „Liebe“. Er entkommt der Ambivalenz, die entsteht, als seine (erwachsene) Geliebte die Idylle stört, die vom alten Nachbarn mit hoch gezogenen Augenbrauen verfolgt wird. Und trennt sich von der Kleinen, die allein gelassen wird sehen müssen, wie sie zurecht kommt: Mit den Fragen ihrer Eltern, wo sie die ganze Zeit über gewesen sei. Doch entkommt er ihr wirklich, dieser Ambivalenz eines – ja, was eigentlich – Abenteuers? Leser wird evt. stark emotional einbezogen, beiderseits … Verstörend, wie der Schutzumschlag zitiert, der die Story als solche schlicht mit diesen Phrasen zusammen fasst: „Ein einsamer Mann. Ein sehr junges Mädchen. Eine Reise in die Rocky Mountains. Die Schönheit der Wildnis.“ – HPR

Hanspeter Reiter