Nietzsche – der aristokratische Rebell

Der Autor legt eine „Intellektuelle Biographie und kritische Bilanz“ in zwei Bänden vor. Darin hinterfragt er das gängige Nietzsche-Bild (eher: die üblichen Nietzsche-Perspektiven) und dokumentiert seine Uni-Vorlesungen (in Urbino; übersetzt von Erdmute Brielmayer). Wer sich mit der Philosophie dieses Großen des 19. Jahrhunderts auseinander setzen möchte, kommt wohl an dieser neuen Sichtweise kaum vorbei. Der Leseaufwand ist ein hoher, vor allem, wenn als eBook „genossen“. Doch zeichnet sich die Betrachtungsweise von Losurdo schon via Inhaltsverzeichnis detailliert ab – hier die Hauptüberschriften der Teile:

Band I Die Kritik der Revolution von den jüdischen Propheten bis zum Sozialismus (Teile 1-3); Band II Nietzsche und die antidemokratische Reaktion – Politik und theoretischer Uberschuss (Teile 4-7)

Nietzsche in seiner Zeit … 1. Im Kampf gegen Sokratismus und Judentum – 2. Vier aufeinander folgende Ansätze der Revolutionskritik – 3. Theorie und Praxis des „aristokratischen Radikalismus“ – 4. Jenseits von »Metapher« und »Vorwegnahme« –
Nietzsche in komparativer Perspektive – 5. Nietzsche und die aristokratische Reaktion in zwei historischen Epochen – 6. Im philosophischen Labor Nietzsches – 7. Nietzsche und wir – Radikalität und entmystifizierendes Potenzial des reaktionären Projekts
(gesamt inkl. Anhang und Register deutlich über 1.000 Seiten)

 Hilfreich ist die ausführliche Einleitung des Herausgebers Jan Lehmann „Transversaler Rassismus und theoretischer Überschuss – eine Einführung in Losurdos Nietzsche-Lektüre“.

Hanspeter Reiter