Pflanzenrevolution
Autor | Stefano Macuso |
Verlag | Kunstmann |
ISBN | 978-3-95614-233-8 |
„Bionik“ ist ein Stichwort der Stunde: Doch der Blick sollte sich auf Pflanzen richten, weg von Mensch und Tier (siehe Lamellen-Lack à la Hai-Schuppen oder Spinnennetze).
Alles Pflanzen!
Wenn es auch 60 Mio. Jahre her ist, dass sich Tiere und Pflanzen trennten, unterschiedliche Strategien für Ernährung und die Abwehr von Fressfeinden zu entwickeln (etwa via Bewegung = Tiere oder andere bei Stillstand = Pflanzen), gibt es doch eine Menge parallele Aktivitäten. Bis hin zu offenbar vorhandenen „Seh-Zellen“ oder überraschende Anpassung à la Chamäleon, Bewegung und mehr. Da lässt sich eine Menge von lernen, bis hin zu einem Plantoiden (à la Androiden), entwickelt am Institut des Autors – für Neurobiologie. Was mich natürlich reizte, siehe: Hirnforschung! Wie geht das denn, wenn ein Lebewesen (ja, auch Pflanzen sind solche!) ohne eines auskommen muss, Gehirn nämlich?!
Wuist mi pflanzen?
Sorry, an diesen wienerischen Ausdruck fühlte mich erinnern, als ich das eine oder andere las, in diesem aufwändig gestalteten, exzellent mit Bildern unterlegten Band. Doch wie wahr ist das doch: „Um unsere eigene Zukunft auf der Erde zu sichern, müssen wir uns von den Pflanzen inspirieren lassen. In seinem neuen Buch entwickelt Stefano Mancuso eine revolutionäre Sicht auf die Pflanzenwelt. Denn Pflanzen haben in Jahrmillionen vollkommen andere Überlebensstrategien entwickelt als wir: Wo der Mensch auf zentralisierte, hierarchische Lösungen setzt, handeln Pflanzen flexibel, dezentral und als Gemeinschaft.“ Schau an, Lernen von Pflanzen, die im Übrigen stark auf uns Menschen wirken – siehe lt. Studien deutlicher Einfluss auf ADHS-Kinder …
Pflanzen sind durchaus besonders
… und zugleich normaler als Bewegliches. Denn sie schaffen es fulminant, etwa die Menschheit zu manipulieren: Scheinbar schaffen wir es, durch Züchten optimale Kalorien-Lieferanten zu entwickeln, siehe: Getreide. Zu 60% ist weltweit die Kalorien-Zufuhr von gerade mal drei Lieferanten abhängig, so der Autor: Weizen – Mais – Reis. Unterschiedlich verteilt über den Erdball, doch im statistischen Mittel. Eine veränderte Perspektive zeigt, vielmehr haben diese Pflanzen es „verstanden“, sich durch Anpassen viele andere Pflanzen zu überflügeln – vergleichbar dem Haushund. Eine Fülle interessanter, informativer Beispiele biete Macuso: „Sie verbrauchen sehr wenig Energie, überleben unter extremen Bedingungen, lernen aus Erfahrung und haben dabei Tausende Lösungen gefunden, die ganz anders sind als die der uns vertrauteren Tierwelt. Wie die Pflanze Licht einfängt und Energie nutzt, dient schon heute der Architektur als Inspiration; wie das Wurzelgeflecht Informationen aufschließt und verarbeitet, macht es zum Modell eines kollektiven Organismus. Von der Konstruktion neuer Roboter bis zur Organisation von großen Gemeinschaften gibt es keine bessere Inspirationsquelle als die Pflanzen. Die Strategien, mit denen sie ihre Funktionen regeln, sind ein außergewöhnlich effizientes Paradigma für ein nachhaltiges Leben, für eine demokratische Zukunft.“ Fein, lesen! HPR