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Remember Mia

Autor Alexandra Burt
Verlag dtv
ISBN 978-3-423-21709-5

„Was habe ich getan?“ fragt sich die Protagonistin in diesem – Thriller? Ja, ein höchst spannender Psycho-Thriller, in dem die Hauptperson schließlich den Fall selbst „löst“, gegen alle Widerstände …

Erinnerung … wecken
Denn genau darum geht es, Amnesie zu überwinden: „Eine junge Mutter kämpft darum, ihr Gedächtnis wiederzuerlangen – während die Welt sie für die Mörderin ihres Kindes hält: Nach einem Autounfall erwacht Estelle Paradise im Krankenhaus und kann sich an nichts erinnern. Man hat sie in einer tiefen Schlucht aus dem Wrack ihres Wagens geborgen – schwer verletzt. Doch nicht alle Verletzungen stammen von dem Unfall: Es hat auch jemand auf Estelle geschossen. Wer? Nur sehr langsam dringt die wichtigste Frage in ihr Bewusstsein: Wo ist Mia, ihre sieben Monate alte Tochter? Sie war nicht mit im Unfallwagen. In einem schmerzlichen Prozess kehrt Estelles Erinnerungsvermögen zurück: Mia war schon drei Tage vor dem Unfall aus ihrem Apartment in New York verschwunden. Und Estelle wird auf einmal vom Opfer zur Hauptverdächtigen.“ Und findet sich rasch in einer Nervenheilanstalt wieder, in die sie sich auf Drängen ihres Mannes hat einweisen lassen: Sehr atmosphärisch erzählt, plus einem Rück- und Ausblick auf frühere „Therapien“ und wie diese heute immer noch angewandt werden, etwa: Elektroschocks, wenn nun auch in Vollnarkose … Das erweist sich tatsächlich als das Richtige: Nach und nach erinnert sie sich an Ungeheuerliches…

Geschickt aufgedröselt
… wird Leser Schritt für Schritt mitgenommen, ins Wieder-Erinnern. Und so auch mit dem menschlichen Gehirn und dessen Umgehen mit Erinnerungen konfrontiert, siehe etwa Seite 188: „Geruch, stärkste Auslöser überhaupt, aktiviert den Riechkolben, der mit dem limbischen System des Gehirns verbunden ist und augenblicklich Erinnerungen aufrufen kann.“ Und, woran erinnert Sie das evt.? Genau: An Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, plus Auslöser Gebäck Madeleine bei Swann, der Hauptperson … D.h. als Weiterbildner jeglicher Couleur gibt´s hier sogar Lernen übers Gehirn … Sagenhaft, wie intensiv die Autorin die Charaktere heraus arbeitet: Neben der Mutter (siehe unten) den Vater: Scheinbar souverän alles im Griff habend, fällt es ihm schwer, sich in Gesellschaft zu bewegen. Dazu auch die Nebenfiguren wie den Ermittler, scheinbar am Rand: Starke Literatur! Zurück zum Muttersein, siehe dazu Seite 383 den „Dank“: „Im Grunde geht es in diesem Buch ums Muttersein, und daher möchte ich meiner eigenen Mutter danken, die ihre geliebten Bücher und ihr kurzes Leben mit mir geteilt hat.“ Insofern mag sogar Autobiografisches eingeflossen sein?! „Und meiner Tochter, die meine größte Inspiration ist. Und nicht zuletzt danke ich meinem Ehemann…“, der offenbar völlig anders als derjenige im Roman mit ihr lebt statt nur seine eigene Intention … HPR

Hanspeter Reiter