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Rua 17

Autor Volker Kaminski
Verlag PalmArtPress
ISBN 978-3-962-58144-2

„Wie fühlt sich die Herrschaft einer Künstlichen Staats-Intelligenz an?“ fragt der Rückseiten-Text u.a. Darauf gibt diese Dystopie vielerlei (mögliche) Antworten, auf weit über 300 Seiten.

Zukunft der Pflege
…lässt sich als Kern dieser (zeitlich wie thematisch durchaus nahe liegenden) SciFi-Story definieren: Abgeschobene „Alte“ (über 50 Jahre junge!!) und das Umgehen mit dem Sterben (S. 138f. etc.) hat der Autor hier in den Fokus genommen: „Aus jeder Welt gibt es einen Ausgang … Im Jahr 2084 leben die Menschen mit sogenannten Assistenten, humanoiden Robotern, die unterschiedliche Funktionen erfüllen. Sie pflegen, versorgen und überwachen die Alten, die getrennt vom Rest der Bevölkerung in einem schäbigen Altstadtviertel, der RUA, leben. Den anderen, jüngeren Menschen in der schicken Westrandsiedlung dienen sie als Hausangestellte und smarte Unterhalter. Ein ehemaliger Lateinlehrer, Bewohner der RUA, den alle Meister nennen, wird zunehmend misstrauisch: Warum verlieren er und die anderen schleichend ihr Gedächtnis? Wohin bringen die Assistenten die Hochbetagten, die sie regelmäßig abholen? Und wo ist der Mitbewohner, der eines Tages spurlos verschwindet? Meister stellt Nachforschungen an und gerät ins Visier des allmächtigen SYSTEMS, das alle Prozesse steuert. Unterstützung erhält er ausgerechnet von seiner störrischen, aber neugierigen Schülerin aus der Westrandsiedlung und ihrem Lieblingsassistenten. Ein ungleicher Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung beginnt.“ Der Name ist Programm: RUA = Regionen unter Assistenz (da hätte ich „Residenz unter Assistenz daraus gemacht  …) – oder das Motto bei allen Häusern „sanft und träge“ als affirmative Botschaft an die dort Lebenden, täglich aufs Neue gesichtet und gespeichert… Absolut dystopisch, mit gelegentlich aufpoppenden Gute-Hoffnung-Momenten – und einem kaum durchschaubaren offenen Ende: Doch ob das ein Happy-ending ist?!

Streckenweise philosophisch
…kommen die Überlegungen von Meister-Bäumer daher etwa zu Werte-Themen, auch im Austausch mit seiner aufmüpfigen Nachhilfe-Schülerin (die er gschickt motiviert, siehe S. 62f. – Modelling für Weiterbildner  ?!), auch mit deren Vater: Dieser ist hin und her gerissen zwischen absoluter SYSTEM-Treue (hat er immerhin mit entwickelt!) und dem Widerstand gegen ein zu stark Werden der Assistenten, die Maschinen bleiben sollen (siehe S. 40f., S. 166f., S. 308f. usw.). Und da kommt Mango ins Spiel, der eine Art Bewusstsein entwickelt zu haben scheint… Doch stopp, bevor ich eine Spoiler-Warnung notieren muss  … Fein das Bücherlesen als Differenzierung von Mensch und Maschine (S. 202) wie auch das jeweilige Musik-Erleben und –Generieren (S. 254f.). Fein und hilfreich das abrundende Glossar zu Personen, Dingen und Orten S. 327ff. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter