San Miguel

So unterschiedlich kann ein und das gleiche Eiland wirken, je nach Erwartung und Charakter eines Menschen: Drei Frauen erleben San Miguel im Laufe einer Jahrzehnte – und natürlich werden die Lebensumstände dort nach und nach besser, zivilisierter. Und dennoch behält die Insel ihre Kargheit und ihre Gefährlichkeit am Rande wichtiger Schiffsrouten … Mutter und Tochter sind es zunächst, wobei die Mutter wieder fliehen kann – und doch erst zu spät. Woraufhin die Tochter dem Vater wieder dorthin folgen muss, um ihm schließlich zu entkommen, ein Zwischenspiel mit einem einheimischen Jungen inklusive. Ganz anders das Paar, das schließlich dort landet. Und doch sind sich die Männerfiguren sehr ähnlich, ähnlicher als die Frauen. Verbunden zudem durch den erwähnten Caliban Jimmie, der zuletzt als alter Mann weiterhin die Stellung hält … Und so geht es letztlich um die Insel selbst, in karger Schönheit und Beständigkeit: Die Natur bleibt, wenn auch Menschen sehen müssen, wo sie bleiben … Und wenn Mensch sich der Natur „fügt“ statt zu versuchen, sie sich gefügig zu machen, kann Leben angenehm sein. – Boyle bietet jedoch auch hier mehr, nämlich den Blick auf die Gesellschaft Kaliforniens Ende des 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts, schließlich in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Ein Buch nicht nur „für die Insel“ J … HPR

Hanspeter Reiter