Skip to main content

Schweigend steht der Wald

Autor Wolfram Fleischhauer
Verlag Droemer
ISBN 978-3-426-19854-4

„Vergangenes aufarbeiten“ ist angesagt, für die Forststudentin Anja Grimm (Nomen es omen ;-) …) – was ihr allerdings nur immer mal wieder bewusst wird, während ihres Praktikums im „Kuhdorf“. Rasch eckt sie an, als Frau in einem Männerberuf – oder hat es damit zu tun, dass nach und nach einigen Personen im beruflichen Umfeld wie vor Ort ihres Übernachtens klar wird, dass diese junge Frau schon mal dort war, vor langen Jahren? Damals ist ihr Vater verschwunden, dieser Fall harrt immer noch der Klärung … Und dann stirbt eine Person aus eben jenem Umfeld, sie kommt in ein „Mahlwerk“ des Geschehens: Ein wahrer Thriller! Anja Grimm ist bald hin und her gerissen zwischen ihrem Wunsch, endlich das Verschwinden ihres Vaters zu klären, worin auch ihr Therapeut sie indirekt bestärkt – und einer beginnenden Beziehung zu einem der Familienmitglieder, die damals als Vermieter der Ferienwohnung irgendwie mit im Geschehen waren … Sie findet Ungewöhnliches, das nur sie als Fachfrau entdecken kann – und doch: Auch ihrem Vater war´s aufgefallen, damals. „Schweigend steht der Wald“ – weil es ihm die Sprache verschlagen hat, aufgrund des Ungeheuerlichen, was in ihm geschehen ist? Und dennoch, er ist höchst beredt, dieser Wald. Jedenfalls für den (und: die), der (die) seine Sprache zu lesen weiß … Exzellent recherchiert hat der Autor offenbar alles rund um Wald und Forsten. Nur so kann glaubhaft werden, was sich wie nach und nach heraus stellt, vielmehr: was heraus kommt. Es steckt viel mehr und ganz Anderes dahinter als „man“ denken könnte: Es wird eng, für die junge Forstwirtin, und Vergangenes poppt auf, das in Wahrheit nie verschwunden war: „… etwas Dunkleres, als jeder Fremde ahnen kann“, so die U4, „im tiefsten Wald Deutschlands“, wie metaphorisch, wie Leser schließlich entdeckt. – Der Autor „knüpft den Erzählfaden seiner Erfolgsgeschichten … weiter“, dem zu folgen Leser wohl angeregt ist, nach der schon heftigen „Auflösung“ des Falls. Vielmehr: der Fälle. Des alten und damit auch des neuen. Seilschaften aufm Dorf aus alter Zeit … HPR

Hanspeter Reiter