Selfies
Autor | Jussi Adler-Olsen |
Verlag | dtv |
ISBN | 978-3-423-19904-9 |
„Der siebte Fall für das Sonderdezernat Q in Kopenhagen Thriller (Carl Mørck, Band 7)“ – dort landen die Fälle, die inzwischen auch in TV-Serien quasi berühmt werden: „cold cases“, nie aufgeklärt und von ihren Ermittlern abgegeben. Dennoch immer argwöhnisch beäugt, dieses Team, könnten sie doch auf Fehler stoßen …
Viele Fälle…
… sind des Ermittlers Verzweiflung, ließe sich ein geflügeltes Wort reformulieren. Wobei gelegentlich erst der „Seitenblick“ den einen mit manch anderem Fall verknüpft erscheinen lässt, so auch hier, wie Leser verfolgen kann: „Vizepolizeikommissar Carl Mørck wird zur Aufklärung eines brutalen Todesfalls von der Mordkommission in Kopenhagen hinzugezogen. Wie sich herausstellt, gibt es eine Verbindung zu einem mehrere Jahre zurückliegenden und ausgesprochen brisanten cold case, aus dem sich schwerwiegende Konsequenzen für die aktuellen Ermittlungen ergeben. Ausgerechnet jetzt geht es Carls Assistentin Rose sehr schlecht. Sie wird von grauenhaften Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit heimgesucht. Rose kämpft mit aller Macht dagegen an – und gegen das Dunkel, in dem sie zu ertrinken droht. Welche Rolle spielen die jungen Frauen Michelle, Jasmin und Denise, die sich zu einem starken und hochexplosiven Kleeblatt verbündet haben?“ Und was hat das mit Selfies zu tun? Das wird Leser rasch deutlich: Das „Kleeblatt“ (dreiblättrig – deutet das schon eher Unglück als Glück an?!) liebt es, sich zusammen abzulichten, höchst modern. Tja, ein Schelm … Bezug genommen ist z.B. S. 429.
Details bringen es ans Licht
Jedenfalls zeigt sich bei diesem Thriller, wie wichtig Diversität in Teams sein kann: Jeder hat so seine Stärken, jeder darf sie auch ausleben, mit Carl, trotz Chef-Einflusses plus begleitendem TV-Team. Viel Widriges also, und dennoch kann Leser verfolgen, wie sich nach und nach die Puzzle-Teilchen zusammen fügen. Gelegentliche Wortspiele plus Geplänkel zwischen Carl und seinem Kollegen Assad, dessen Migrations-Hintergrund sich aufs Dänische auswirkt. Doch wenn´s drauf ankommt, klappt auch das. Wie Roses Manie sich zeigt, durchzieht die Geschichte, ihre Notizen inklusive, mit denen sie sich gegen das Erinnern ihres übergriffigen Vaters erwehrt: Von „Halt die Klappe“ über „Angst“ und „taub“ schließlich hin zu „ich ertrinke jetzt“… Und zu „Du sollst nicht hier sein“ zwischendurch, als sie länger in stationärer Behandlung ist: „Meist wusste Rose, wo sie war, nur die Kontrolle über die Zeit zu behalten, fiel ihr schwer.“ (S. 276) Ins Spiel kommen zudem deutsche und US-amerikanische Armee-Einflüsse, etwa über den Nazi-Großvater eines der Mädchen, Anklage plus Freispruch im Nürnberger Prozess inklusive – wahrhaft starker Tobak! Ein weites Feld also, typisch für Skandinavien-Krimis, Protagonisten mit gebrochener Biografie etwa. – Nennenswert zudem die Ausstattung: Klappenbroschur & innovativer Buchdeckel, der sich im Falz öffnet: Wichtig bei einem Taschenbuch von bald 600 Seiten Dicke… Plus Aufkleber „Spiegel Bestseller“ auf dem Cover, das ist bei diesem Autor auch zu erwarten! HPR