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Small Crimes

Autor Dave Zeltserman
Verlag Pulp Master
ISBN 978-3-927-73483-8

„Kleine Verbrechen“?! Ja, tatsächlich handelt dieser 340-Seiter im kompakten Taschenbuch-Format á la US-Pocketbooks auch davon: Annahme von Geld“geschenken“, Falschaussagen und Nebentätigkeiten von Polizisten – bis hin zu eigenen Straftaten wie Einbruch. Doch geht es schon lange um mehr…

Kleinkrimineller oder Mörder?
Schritt für Schritt erschließt sich dem Leser der kriminelle Lebenslauf des Ich-Erzählers, startend mit einer geradezu kontemplativen Situation eines Dame-Spiels mit dem Gefängnis-Direktor, den er gewinnen lässt, generös, scheinbar jedenfalls. „Cop Joe Denton wird auf Bewährung entlassen. Sieben Jahre zuvor verletzte er den Bezirksstaatsanwalt der Kleinstadt Bradley schwer und verübte einen Brandanschlag auf dessen Büro. Damals nahm Joe alle Schuld auf sich und deckte den korrupten Polizeiapparat. Inzwischen jedoch liegt der örtliche Mafiaboss Manny Vassey mit Krebs im Endstadium auf Intensiv und der einst attackierte Staatsanwalt versucht seit Wochen, Vassey ins Gewissen zu reden und ihn zu einem umfassenden Geständnis zu bewegen. Das würde weitere zehn bis zwanzig Jahre Knast für Denton bedeuten, etliche andere Beamte ebenfalls belasten und die Cops mit dem Rotlichtmilieu in Verbindung bringen …“. Diese Zwickmühle ist der Auslöser für eine Serie von Straftaten, immer mit Joe im Mittelpunkt. Nur – in welcher Rolle? Häufig streben Selbstbild und Fremdbild („Meta-Perspektive“) deutlich auseinander …

Crime noir
Der Zwang, als Leser die Perspektive des Verbrechers einnehmen zu müssen, verführt natürlich auch dazu, sich mit ihm zu identifizieren: Ist der nun mehr Täter oder doch Opfer? Sind es die Umstände, die ihn dazu „gemacht“ haben? Oder sieht sein Vater es nur allzu richtig, als er ihm im Laufe der Handlung nahezubringen versucht, er solle sich professioneller Hilfe versichern, da: narzisstisch und eine Gefahr, für Eltern wie für die eigenen Töchter? Schon ein sehr spezieller Krimi … Denn „der zur Verfilmung anstehende nihilistische Thriller von Dave Z. steht in der Tradition Jim Thompsons und James M.Cains und entwirft das Bild Jeines desillusionierten Kriminellen, dem allmählich dämmert, dass ihm außer dem Tod keine Option mehr bleibt.“ Da die Erwartung der meisten Leser bei diesem Genre entsprechend sein mag, ist diese Rücktitel-Aussage kaum ein Spoiler: Die Spannung hält die Handlung anyway! HPR

Hanspeter Reiter