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Sound and Silence

Autor Volker Adolphs/Stephan Berg (Hg.)
Verlag Wienand
ISBN 978-3-83832-582-9

„Der Klang der Stille in der Kunst der Gegenwart: Katalog zur Ausstellung im Kunstmuseum Bonn, 2021“ erläutert der Untertitel den Inhalt – ein erfreulich früher Katalog zu einer erst geplanten Ausstellung. Bildende Kunst und Musik (resp. Klänge generell) zu verbinden, mag gerade beim Thema „Stille“ absolut nahe liegen! Und natürlich sehr passend zum 250. Geburtstag von Beethoven realisiert, in dessen Biografie „sich die Wege vom Klang zur Stille und der Widerstand gegen das Verstummen als existenzielle Aufgaben eingeschrieben haben“(Vorwort S. 7f.).

Stille in der Kunst der Gegenwart
„Sound and Silence“ mag mehr oder weniger bewusst natürlich an Simon & Garfunkel erinnern und an deren „Sound of Silence“ – und auch Literatur-Nobelpreisträger Bob Dylan hat´s mal eingespielt  … Literatur jedenfalls hat sich vielfach mit dem Thema befasst – und nun auch „Kunst“?! Tatsächlich geht es ja eben darum, den Klang der Stille erkennbar zu machen: „Wie kann die Stille in der Kunst der Gegenwart sichtbar und gar hörbar gemacht werden? Und welche Intention verfolgt die Kunst bei ihrem Versuch? Auf diese Fragen möchte der vorliegende Band antworten. Das Thema der Stille wird als mediale Reflexion in einem breiten Panorama von Installationen, Performances, Video, Filmen, Fotos und Zeichnungen auf unterschiedliche künstlerische Weise behandelt und so (be)greifbar gemacht. Das interdisziplinäre Projekt umfasst Werke von rund 50 internationalen Künstler*innen wie Marina Abramović, Jane Benson, Joseph Beuys, John Cage, Hanne Darboven, Jonathan Monk, Nam June Paik, Timm Ulrichs, Jorinde Voigt u.a.“ Dabei sind thematisch zusammen fassende Kapitel von Ausstellungs-Objekten jeweils mit einem ausführlichen Beitrag eingeleitet (Texte in D und E): Das Schweigen der Sirenen – Versuch über die Stille, das Schweigen und das Verstummen – Verräumlichung und Resonanz: Die Stille hören – Anekdoten von Kaum: Skizze zu einer Geschichte des Geräuschs. 250 Seiten voller Objekte wie auch Transformation von Klang warten auf den Leser – und dann in der Ausstellung (27. Mai – 05. September 2021).

Silence please?
Dieses auffordernde „Kommando“ beim Tennis, gerichtet an die Zuschauer, je auch französisch zu hören („silence s’il vous plait“) lässt sich auch als Affirmation andernorts fein interpretieren: Wo und wann immer es darum geht, besser zu schweigen als zu schwätzen – schlicht mal Pause zu machen, Abstand zu gewinnen, Raum fürs Wirkenlassen des Vorigen zu schaffen. Wichtig in vielerlei kommunikatorischen Situationen … Das spiegeln durchaus auch Exponate, siehe etwa S. 80 erläutert („Das Schweigen“). Das mediale Verbundensein von Visuellem und Akustischem wird z.B. besonders deutlich bei Julia Bünnagel (S. 97ff.), die den Silversurfer aus der Superhelden-Welt der Marvel-Comics zum Namens-Paten ihrer Installation macht, in deren Zentrum eine silberne Schallplatte – erlebbar als stumme Raum-Installation oder als klingendes Kunstwerk. – Sehr anregende Kollektion, gelungen kuratiert: save the date! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter