Staya Erusa.
Autor | DVD |
Verlag | sonstige |
Preis | 21,95 |
Der Film wird als „Wissensdokumentation“ betitelt. Im Vordergrund steht zunächst Uri Geller und sein engster Kreis: Biographisches wird gezeigt und Etappen seines Weges nachgezeichnet: durch Kommentare, Geschichten, Interviews zu Uri Geller, Szenen seines Lebens, Szenen in Laboratorien, in denen seine „Gabe“ wissenschaftlich überprüft wird. Er wird gefeiert und als Kronzeuge aufgerufen für Hauptbotschaften des Filmes, eingekreist und bestärkt durch Freunde, Wissenschaftler und andere Personen aus der Fangemeinde. Das Publikum wird eingestimmt auf Meta-Physisches, auf Botschaften wie Reinkarnation, sieben (!) Ebenen oder Sphären des Bewusstseins, die Ideologie strikter Eigenverantwortlichkeit unserer Lebensgestaltung und, selbstredend, darauf, dass herkömmliche Wissenschaft und andere konventionelle Zugänge zu Wissen vor den Gaben eines Uri Geller sowie vor den Schlussfolgerungen, die interviewte Physiker und andere Naturwissenschaftler formulieren, sich mindestens erbärmlich defizitär ausnehmen – das ganze garniert mit zum Teil schein-naturwissenschaftlichen „Tatsachen“. Kurz: Machart, Tonalität und Botschaft kennen wir bereits aus den Filmen „What the bleep do we know“, dessen Nachfolger Bleep 2 und aus „The Secret“.
Der unvoreingenommene Intellekt ist neugierig, experimentiert gern mit Gedankengängen anderer Personen und stört sich zunächst nicht an den haarsträubenden Behauptungen („z.B. Geburt wird aus dem Bewusstsein heraus geformt“, dem der Eltern), an Wertungen im Rahmen einer Ethik, die sich aus dem Glauben an Reinkarnation (z.B. „Geburt findet statt im Zeitpunkt des Todes“, „Jedes Leben hat im Bewusstsein vorher stattgefunden“) ergibt, an Fragwürdigkeiten vermeintlich wissenschaftlicher Beweise (die „7 Ebenen des Bewusstseins“) , sondern nimmt diese Äußerungen auf und behandelt sie als Hypothesen im Rahmen einer bestimmten Ideologie (Welt- und Lebensanschauung). Hypothesen, und muten sie noch so esoterisch an, fungieren als Diskussionsangebote; die sollten (durchaus kontrovers) besprochen werden – und genau das passiert nicht nur nicht und wird genauso wenig angeregt, sondern wird durch den apodiktischen bis dogmatischen Ton des „so ist es; denn wir kennen die Wahrheit“ erstickt. Konstruktiv gewendet, ließen sich Äußerungen, Behauptungen, Meinungen, Anschauungen, die in dem Film emphatisch postuliert und proklamiert werden, in einen Diskurs einbauen, etwa Platonismus versus Aristolelismus, Religionsphilosophie (etwa die indische Lehre der Seelenwanderung, Wiedergeburt) und auch in erkenntnistheoretische Ansätze.
Eine persönliche Anmerkung sei mir gestattet: Im Rahmen der Weltanschauung oder Lebensphilosophie der Wiedergeburt wird u.a. sinngemäß gesagt, dass vor dem Hintergrund dieser Tatsache, der der Reinkarnation, die Praxis der aktiven Sterbehilfe akzeptabel erscheint. Mein erster Impuls war blankes Entsetzen. Sofort danach – ganz nach der Devise intellektueller Unvoreingenommenheit – setzte das wertfreie Denken ein: Die Schlussfolgerung mutet im Rahmen der Ideologie durchaus folgerichtig an und erscheint als eine Hypothese, die dringend diskutiert werden will. Die Dringlichkeit ergibt sich aus insbesondere gesellschaftlicher (politischer und kultureller) Sicht, nämlich derjenigen möglicher Folgen: Da es offenkundig eine enorme Glaubensgemeinschaft gibt, einschließlich quasi-therapeutischer Rückführungen in frühere Leben (Reinkarnations-Therapie), könnte der im Film en passant formulierte Gedanken in die Geister und Seelen einsickern, positive Resonanz erzeugen und so allmählich Breitenwirkung erzielen.
Jene Philosophen, Therapeuten und andere Personen in beraterischen Funktionen, und darunter insbesondere jene, die sich durch diese Film“reihe“ begeistern lassen, seien aufgerufen, sich mit diesem Aspekt der ethischen Orientierung dieses Filmes (wie seiner „Vorgänger“) äußerst kritisch auseinander zu setzen und die oben genannten Impulse zu einer intellektuellen Debatte zu verbindend.
Wie schon bei den Vorgängen kann ich diesen Film nur jenen Personen empfehlen, die willens und in der Lage sind, vorzugsweise denkerisch zu verfolgen, was dort präsentiert wird. Der Film steht weniger im Zeichen einer Wissens“dokumentation“ als im Zeichen einer Missionierung.
Dr. Regina Mahlmann
www.dr-mahlmann.de