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Töchter

Autor Lucy Fricke
Verlag Rowohlt
ISBN 978-3-498-02007-1

„Zwei Freundinnen unterwegs wohin? Wenn sie das nur wüssten“ sagt auf dem Rücktitel wunderbar aus, worum es geht: Enge, langjährige Freundinnen in ihrer jeweiligen Welt – völlig unterschiedlich und einander doch so nah…

Töchter unterwegs
Mit bzw. auf dem Weg zu dem Vater: „Zwei Frauen brechen auf zu einer Reise in die Schweiz, mit einem todkranken Vater auf der Rückbank. Eine letzte, finale Fahrt soll es werden, doch nichts endet, wie man es sich vorgestellt hat, schon gar nicht das Leben.“ Und doch ist dies genau das: die Geschichte ihrer beider Leben, erzählt entlang dem Erleben mit (oder auch ohne) dem jeweiligen Vater. „Martha und Betty kennen sich seit zwanzig Jahren und sie entscheiden sich fürs Durchbrettern. Vor sich haben sie das Ziel, von hinten drängt das nahende Unglück. „Es gab niemanden, mit dem ich so lauthals über das Unglück lachen konnte wie mit Martha. Die wenigsten Frauen lachten über das Unglück, schon gar nicht über ihr eigenes. Frauen redeten darüber, bis sie weinten und nichts mehr zu retten war. Was das Leiden betraf, verstanden Frauen keinen Spaß.“ Die eine ohne Partner, die sich dann auf einer griechischen Insel schon mal etwas gönnt = jemanden. Die andere ihrem Partner eng verbunden, die zwar die Stirne kraust, ihrer Freundin aber im Grunde genau das wünscht, was die sich holt. Ääh, außer dem plötzlich auftauchenden Vater…

Midlife-crisis?!
Ja, wäre eine Interpretation, zeigt sich bei einer doch die Depression, die sie eigentlich im Griff zu haben glaubte. Und dann in den Griff bekommt, trotzdem ihr die Tabletten ausgegangen sind… „Mit einem Humor aus Notwehr und einer Wahrhaftigkeit, die wehtut, erzählt Lucy Fricke von Frauen in der Mitte ihres Lebens, von Abschieden, die niemandem erspart bleiben und von Vätern, die zu früh verschwinden. Eine groteske Reise Richtung Süden, durch die Schweiz, Italien, bis nach Griechenland, immer tiefer hinein in die Abgründe der eigenen Geschichte. Und die Frage ist nicht, woher wir kommen, sondern: Wie finden wir da wieder raus?“ Mit Vätern, die letztlich genug haben – und von ihren Töchtern wollen, dass sie ihnen helfen, ein Ende zu finden. Hmm, ist das dann ein happy ending?! Unterhaltsam, zugleich nachdenklich machend. Mit Wehmut zu lesen – und mit Gleichmut. Also, Mut zum Lesen! HPR

Hanspeter Reiter