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Tod auf der Donau

Autor Michal Hvoreck
Verlag Tropen bei KlettCotta
ISBN 978-3-608-50115-5

Hmm, als Reisebeschreibung (wie in mancher Rezension apostrophiert – einer verunglückten nämlich) kann dieser Roman kaum durchgehen – und will das auch sicher nicht: Ist halt Fiction, gar mit einem Hauch Fantasy: Natürlich kann Leser eine Menge Atmosphäre der besuchten Städte auf dieser Flusskreuzfahrt entlang der Donau aufnehmen. Wobei auch diese Beschreibungen gefärbt sind, einmal vom persönlichen Eindruck der Hauptperson (Übersetzer und Zwangs-Reisebegleiter, aus finanziellen Gründen), zum Anderen infolge der Geschehnisse. So bietet der Autor eher eine Art Thriller mit einigen Toten („grotesker Ship-Movie“ nennt der Umschlag das), deren Mörder sich dann (evt.?) als Wiedergänger aus einer anderen Zeit heraus stellt. Doch was hat die Freundin von Martin Roy mit all dem zu tun, die eigentlich seine Ex ist und plötzlich auch aufs Schiff kommt, ihn bezirzt und sich dann um andere Männer „kümmert“?  Osteuropäische (Nach-)Wendegeschichte wird mit aufgearbeitet, die mehr als 100 (meist US-amerikanischen) Senioren auf dem Kreuzfahrtschiff bieten eine Realsatire mit vielerlei Klischees, das Ende ist trotz alledem überraschend … Die Erzählung ist abwechslungsreich auch dadurch, dass sie zwischen Geschehen auf der Reise und Erinnerungen hin und her springt. Und letztlich auch Marketing einerseits wie Konsumverhalten andererseits viel Raum bietet: Also auch noch ein Sittengemälde vom Anfang des 21. Jahrhunderts? Da steckt viel Komödie drin in diesem Buch, das eigentlich mehr ein Drama berichtet … – HPR

Hanspeter Reiter