Tödlich im Abgang

„Ein Wein-Krimi aus Südtirol (Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein 5)“ bietet in der Tat eine Menge Wissenswertes über Wein(e), natürlich primär aus Südtirol. Doch als (Lokal-)Krimi ist diese Serie durchaus auch für andere als „Önologen“ spannend und unterhaltsam.

Klischees nutzt der Autor
..geschickt und durchaus Augen zwinkernd, etwa beim Charakterisieren seiner durchaus sympathischen Hauptfigur, einem ziemlich „klassischen“ Adeligen: „Baron Emilio auf der Suche nach neuen Gaumenfreuden – doch diese Entdeckung ist nicht nach seinem Geschmack.“ Dieser neue Weinkrimi von Michael Böckler um Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein setzt natürlich eine Reihe fort, ist jedoch für sich bestens genießbar – für mich war´s nämlich die Lektüre des „ersten“. Und natürlich erlebt Leser außer normal Geografischem (plus italienisch-deutschen Gemütern) auch regionale Besonderheiten: „Was soll man mit Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg anfangen, die nie genutzt wurden? Wein darin einlagern! Baron Emilio hält das für eine gute Idee. Er ist nur allzu gern bereit, die attraktive Fotokünstlerin Tilda Kneissl auf ihren Ausflügen für ein Fotobuch über die Südtiroler Bunkeranlagen zu begleiten – erst recht, wenn ein guter Tropfen dabei herausspringt. Doch dann finden sie in einem Vinschgauer Bunker etwas deutlich weniger Erfreuliches: die mumifizierte Leiche einer jungen Frau. Wer ist die Tote? Und wer hatte Grund, sie aus dem Weg zu schaffen?“ Dass der gute Baron außer einem schlauen Ermittler auch einen Adeligen spiegelt, der Gaumenfreuden gerne mit denen „am“ anderen Geschlecht ergänzt und quasi einem Dauerflirt frönt, überrascht wenig. Am wenigsten seine derzeitige Lebens-(Abschnitts-)Gefährtin, die gerne Dauerhaftes von und mit ihm hätte. Doch da ist ja eben Fotografin Tilda … Kinder haben/kriegen, wollen oder nicht: Auch das spielt eine gewichtige Rolle – im beschriebenen wirklichen Leben wie auch im vergangenen der gefundenen Toten… Nach mehr als 350 Seiten vergnüglicher wie spannender Unterhaltung folgt zudem ein erläuternder Anhang, ausführliches Glossar inklusive. Gerade für jene unter uns Lesern, die mit Wein nur bedingt es anfangen können, deren letzter Südtirol-Besuch schon lange zurück liegt – und die zwar gerne mal Südtiroler Küche genießen, doch vom Rezept null Ahnung haben (so wie ich) – feine Idee! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter