Toxische Sprache und geistige Gewalt
Autor | Monika Schwarz-Friesel |
Verlag | Narr Francke Attempto |
ISBN | 978-3-89308-466-1 |
„Wie judenfeindliche Denk- und Gefühlsmuster seit Jahrhunderten unsere Kommunikation prägen (Dialoge)“ hat die Autorin trefflich analysiert. Als absolute Expertin führt sie auch Experimente in ihren Linguistik-Seminaren mit studentischen Gruppen durch und belegt ihre Aussagen mit deren Ergebnissen. Leser findet auf deutlich mehr als 200 Seiten betroffen machende Informationen, auch für mehr Aufmerken in Alltags-Kommunikation motivierend, sei es in Medien, sei es persönlich!
Antisemitismus allenthalben
…in der Sprache – und damit im Denken! Leider nur allzu aktuell, betrachte Leser unterschwellige wie eindeutig erkennbare Versuche rund um die documenta15, antisemitische Stereotypen über Kunstwerke zu transportieren. Ja, „Jüdinnen und Juden sind nicht nur mit physischer, sondern auch mit geistiger Gewalt konfrontiert: Diese äußert sich durch explizite Hassrede ebenso wie durch harmlos anmutende Muster der Alltagssprache. Judenfeindschaft und Sprache stehen seit zweitausend Jahren in einer untrennbaren Symbiose. Das Gift judenfeindlichen Denkens und Fühlens ist Teil unserer Kultur, und antisemitische Sprachgebrauchsmuster sind tief in unser kommunikatives Gedächtnis eingeschrieben. Auf diese Weise sorgen sprachliche Antisemitismen dafür, dass judenfeindliche Stereotype von Generation zu Generation weitergegeben werden. Der Band macht diesen Zusammenhang anhand authentischer Beispiele anschaulich und verständlich. Er deckt die toxischen Sprachstrukturen mit ihrer Wirkung auf das kollektive Bewusstsein auf und weist auf die dringende Notwendigkeit eines sensiblen und geschichtsbewussten Sprachgebrauchs hin.“ Und das bald acht Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Herrschaft – und damit eigentlich auch ihrer Semantik, tiefgehend analysiert schon kurz danach von Victor Klemperer u.a. in seinem „Lingua Tertii Imperii“ Sprache des Dritten Reichs. Für mich als Linguist natürlich eh Pflichtlektüre… Nun also der weitere Jahrzehnte umfassende, erweiterte Blick von Monika Schwarz-Friesel:
Schwer wiegende Inhalte
…auf den Punkt gebracht, in 17 Kapiteln – darunter: 1 Von einem Gift, das die Köpfe vernebelt und die Seelen mit Hass verdunkelt 2 Sprache als Weltenerschafferin und Menschenzerstörerin 4 Am Anfang war das Wort: Die Sprache brachte den Judenhass in die Welt 6 Judenfeindliche Topoi als Stilmittel 8 Juden und Deutsche 9 Schweigen als antisemitische Sprachhandlung 11 Israelbezogener Antisemitismus und das Mantra seiner Strohmann-Abwehr 16 Jews are News und Bad Jews are good News: Massenmedien und ihre toxischen Narrative 17 Wo die Meinungsfreiheit enden und die Verantwortung anfangen sollte. Darin sind höchst relevante Aspekte wie z.B. die Rolle der christlichen Kirchen beleuchtet, infolge deren Interpretation der Christus-Rolle wie jener „der Juden“ als dessen Verfolger (etwa S. 44ff.): In den Köpfen noch nach vielen Jahrhunderten – fast zwei Jahrtausenden … – Wie aktuell „das Thema“ bedauerlicher Weise ist, zeigt sich auch 2022 wieder kehrend: documenta15, Abbas´ und anderer „hochkarätiger“ Politiker mit Holocaust-Vergleichen – und diverse rechte Lager in Deutschland bei „Querdenkern“ & Co. Fazit also: dringend lesen, nachdenklich(er) werden – und darüber reden! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de