Traumberuf Verleger

So habe ich Klaus G. Saur öfters erlebt, ob bei öffentlichen Events oder in Vertriebsgesprächen oder internen Mitarbeiter-Schulungen meiner damaligen Versandbuchhändler-Tätigkeit: Eloquent, spritzig, sprühend vor Wissen im Detail, zugleich das große Ganze im Blick. Und so schreibt er denn auch, lässt mehrere Erzählstränge parallel anwachsen und verbindet sie. Typisch enzyklopädisch durchaus das mehrfache Auftreten gleicher Information in unterschiedlicher Blickrichtung, allerdings als Sachbuch eben erneut platziert statt den Leser mit Querverweisen zu strapazieren. So tatsächlich was zum Lesen, als durchaus spannende Lektüre, weniger ein Nachschlagewerk – obwohl das ausgiebige Personenregister auch zu dieser Nutzung anregen mag. Deutlich über die Medienbranche hinaus ist dieser Band interessant für alle Leser, die am Thema arbeiten wollen, was einen Unternehmer erfolgreich machen kann. Hier ist es der stete Drang, innovativ zu sein und zugleich am Detail zu arbeiten, verbunden mit immerwährender Bereitschaft zum Risiko – und dem Willen, ein Projekt zum Erfolg zu führen. Flexibilität im Vertrieb gehören ebenso dazu wie ein extrem hohes Vernetzen mit anderen Menschen, etwa auch durch das Ausfüllen (nicht nur Ausüben!) einer Fülle von Ehrenämtern. So ist für Saur sein „Job“ zugleich sein Leben, geht es in den von ihm verlegten Werken doch immer um Menschen, sei des direkt (biografisch) oder indirekt (als Autoren, also bibliografisch). Er hat Sammel- und Nachschlagewerke editiert wie durchgesetzt, an die sich andere nicht getraut haben oder hätten. Und er hat Firmen verkauft wie auch wieder gekauft, so den eigenen Verlag, den er aus kleinen Anfängen des Vaters ausgebaut hat. Der Vater und dessen Nazi-?Nähe thematisiert er durchaus und ist stets offensiv damit umgegangen – manches Saur-Werk ist durchaus aufs Aufarbeiten dieser Vergangenheit auch des Verlags zu verstehen. So ist dieses Buch, diese Autobiografie tatsächlich „Die Lebensgeschichte eines großen deutschen Verlegers des 20. Jahrhunderts“ mit mehr als fünf Jahrzehnten aktiver Einflussnahme und zugleich viel mehr als das: Verlagsgeschichte, Personenkabinett und Wirtschaftslehrbuch …

Hanspeter Reiter