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Treibsand

Autor Henning Mankell
Verlag Zsolnay
ISBN 978-3-552-05736-4

„Was es heißt, ein Mensch zu sein“ ist eine Art Hinterlassenschaft des bekannten Autors, am 15.Oktober 2015 verstorben an Lungenkrebs. Erst durch das Lesen dieser – im Grunde – Autobiografie wurde mir bewusst, wie vielfältig dieser Autor unterwegs war: Übertragen, nämlich am Theater (an Theatern!) und konkret, meist in Afrika (wovon ich prinzipiell wusste, siehe auch einige seiner Romane). Zwar häufig auf die Wallander-Thriller reduziert, hat Mankell in seinem Leben vieles angestoßen – und verarbeitet: In „Treibsand“ bewegt er sich hin und her zwischen Lebens-Erinnerungen, Assoziationen und seiner Krebstherapie, chemisch in hohen Dosen, vorüber gehend erfolgreich und dennoch – zu spät. Doch lesen sich seine Gedanken durchaus als frohe – oder schlicht neutral-nachdenkliche, weit entfernt davon, larmoyant zu wirken. Dieses „Tänzeln“ mag auch sein Erleben widerspiegeln, in diesen Monaten des Hoffens. Und so nimmt er seine Leser mit auf fast 400 Seiten Reise durch Historisches (bis zurück zu den Höhlenmalereien), durch die Welt (Afrika kehrt immer wieder) – und durch eine hin zum Sterben, etwa durch Erinnern von Menschen, deren Tod er ganz besonders in Erinnerung behalten hat, durchaus auch im Herzen … Und der Titel? Da lasse ich den Verlag (und Autor) selbst sprechen: „Die Diagnose Krebs hat Henning Mankell an einen alten Albtraum erinnert: im Treibsand zu versinken, der einen unerbittlich verschlingt. Im Nachdenken über wichtige Fragen des Lebens fand er ein Mittel, die Krise zu überwinden. Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Welche Art der Gesellschaft will ich mitgestalten? Er beschreibt seine Begegnungen mit den kulturgeschichtlichen Anfängen der Menschheit, er reflektiert über Zukunftsfragen und erzählt, was Literatur, Kunst und Musik in verzweifelten Momenten bedeuten können. Henning Mankell blickt zurück auf Schlüsselszenen seines eigenen Lebens und beschreibt Fähigkeiten und Strategien, ein sinnvolles Leben zu führen.“ … statt sich nur treiben zu lassen oder gar in den Treibsand ziehen zu lassen … Nachdenken, Andenken, Gedenken – alles in diesem Buch. HPR

Hanspeter Reiter