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Trilogie

Autor Jon Fosse
Verlag Rowohlt
ISBN 978-3-498-02065-1

„Schlaflos / Olavs Träume / Abendmattigkeit | Nobelpreis für Literatur 2023“ bringt es auf den Punkt: Eine Geschichte entwickelt sich auf gut 200 Seiten, mit je vielerlei Flashbacks der relevanten Personen…

Als eine Art Lokalkrimi
…kommt diese Geschichte daher, zumindest im ersten Teil mit dem Ausgangs-Geschehen, das sich gleich rasant entwickelt. Und ist doch viel mehr als das, nämlich „eine Liebesgeschichte, die alle Zeiten überspannt. Zwei Menschen auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt. Zwei junge Leute, Alida und Asle, irren durch einen norwegischen Küstenort. Es ist Spätherbst, es ist kalt, und Alida ist hochschwanger. Bei sich haben sie nichts als die zwei Bündel, die Asle geschnürt hat, und den Kasten mit der Geige, einem Erbstück seines Vaters.“ Ein wieder kehrendes Momentum, über Generationen als Skill übertragen (S. 41f. usw. – und S. 203) – und letztlich auch an die künftige, wie sich im dritten Teil heraus stellt.“ Aber niemand will den beiden eine Herberge geben. Irgendwann lässt sich Asle nicht mehr abweisen und dringt mit Alida gewaltsam bei einer alten Frau ins Haus.“ Mit weit reichenden Konsequenzen – doch was tun Menschen alles, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen, was hier tatsächlich gar wörtlich zu verstehen ist…

Verzweifelt überleben
…ist das schlichte Ziel, das scheinbar erreicht ist. Doch der zweite Teil macht klar: Wenn´s so „einfach“ nur gewesen wäre… „Nicht lang darauf sind Asle und Alida, um Spuren zu verwischen, zu Olav und Asta geworden und verstecken sich mit ihrem kleinen Sohn in einem leer stehenden Bauernhaus. Doch als Olav in den Ort will, um Ringe zu kaufen, erkennt ihn ein kleiner alter Mann und bezichtigt ihn des Mordes. Olav versucht, ihn abzuschütteln. Da es bereits dämmert und er es vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr nach Hause schaffen würde, übernachtet er in einem Fremdenzimmer. Dort aber schnürt sich die Schlinge zu. Das ergreifende, suggestiv-melodiöse Triptychon einer verletzlichen Liebe ist von schlichter Schönheit und eine Parabel über die Bedingungen der menschlichen Existenz.“ Und das in sehr eigenem Stil, mit teils über mehrere Seiten gehenden Sätzen, die das atemlose, ja: Atem beraubende Geschehen mehr als deutlich machen. Das Stil-Mittel „Flashback“ ist ein ebenso relevantes, lässt es die Leserschaft doch klar werden, wie sehr Gegenwart von Vergangenheit abhängt, wie stark aktuelles Erleben und Handeln dort verankert sind (S. 156f. usw.): Schicksalhaft verwoben. Ein Text, der hoffentlich immer wieder dazu anregt, selbst zu reflektieren statt nur erschüttert Lese-Pause zu machen, vorm Weiterlesen! Voila, da hat ein Autor den Nobelpreis erhalten, der dringend (wieder?) zu entdecken war… Wenn er auch sonst primär andere Genres bedient, als norwegischer Dramatiker, Prosa- und Kinderbuchautor, Lyriker, Essayist und Übersetzer. Apropos, mag auch Autobiografisches enthalten sein – oder ist´s Zufall, dass der Enkel den Namen Jon erhält  ?!HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter