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Vergänglich

Autor Sabine Fitzek
Verlag Knaur
ISBN 978-3-426-52923-2

„Sterbehilfe – oder Mord?“ lässt die Autorin ihre Leserschaft selbst miterlebend analysieren, auf 350 Seiten.

Seinem Leben ein Ende setzen
…wird hier hinterfragt und zugleich zelebriert: Hat mich an Fritz Raddatz erinnert, den Ex-Feuilleton-Leiter der ZEIT, der vor einigen Jahren tatsächlich in die Schweiz gefahren war – und damit seinen Lebenspartner völlig überrascht hatte… Nun, »Vergänglich« ist der 5. Medizin-Krimi von Sabine Fitzek, der mit Insider-Wissen und brisanten Einblicken in unser Gesundheitssystem punktet. Vom Mitarbeiter eines Pflegedienstes wird der Berliner Kommissar Kammowski zu einem Todesfall gerufen. Auf den ersten Blick sieht alles nach einer assistierten Selbsttötung mithilfe eines Schweizer Vereins für Sterbehilfe aus – der 72-jährige Theodor von Hausmann war unheilbar an ALS erkrankt und hat einen Abschiedsbrief hinterlassen. Doch seine Tochter ist fassungslos: Ihr Vater wollte unbedingt, dass sie an seiner Seite ist, wenn er stirbt; ein Apartment am Meer war bereits gebucht. Auch einige weitere Indizien sprechen dafür, dass von Hausmann sich nicht selbst das Leben genommen hat. Aber wer würde einen Mann ermorden, der seinen eigenen Tod bereits geplant hat?“ Gute Frage, die dennoch berechtigt sein mag, wie sich nach und nach herausstellt…

Ein hoch emotionales Thema
…hat die Autorin für diesen Thriller ausgewählt! Ja, „beunruhigend, emotional und hochspannend geht Sabine Fitzek im 5. Band ihrer Krimi-Reihe der Frage nach, wie anfällig für Missbrauch die Sterbehilfe ist – und wie dubiose »Heiler« mit der Gesundheit und den Gefühlen kranker Menschen spielen.“ Beinhaltet so ein „Vorsicht achten!“, was Heilpraktiker-Einsätze bei schwerer Erkrankung angeht – und wie derlei manipulativ umgangen werden mag (S. 104f., 240f. usw.), bis hin zur Abhängigkeit via Stockholm-Syndrom (S. 268). Doch andererseits kann Krankheit Menschen zum Positiven verändern, was bei Theo geschieht (siehe S. 137 etc.). Und wie ergeht es Schul-Medizinern heutzutage, siehe Gesundheits-System (S. 204f.)?!

Infos breit wie tief
…sind geboten, sehr ausführlich vor allem im 1. Teil: Krimi-Fans müssen Geduld mitbringen, wenn sich auch andeuten mag, was hinter dem Geschehen steht. Echt spannend wird´s dann im 2. Teil, der auch etwa die Hälfte der Story umfasst: Kann es noch ein Happy-ending geben, mag die Leserschaft sich fragen… Jedenfalls völlig anders konstruiert und formuliert als etwa die Thriller ihres Schwagers Sebastian, den sie (lt. übrigens zur Sterbehilfe vertiefend informativem Nachwort S. 339ff.) auch berät. Darin findet die Leserschaft zudem ein Update, was die Rechtslage in D angeht – doch da mag sich ja noch was verändern?! Wem diese Inhalte und die Schreibe convenirt, greife auch zu früheren Medizin-Krimis der Autorin: Alliterierend betitelt mit Verrat – Verrückt – Verstorben – Vertuscht. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter