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Weit weg von Verona

Autor Jane Gardam
Verlag Hanser Berlin
ISBN 978-3-446-26040-5

„Die Bände ihrer Trilogie rund um Old Filth sind himmlisch besprochene Bestseller“ wird in die Bio-Bibliografie der Autorin hervor gehoben: Ein alter Richter, wie übrigens auch der Ehemann von Jane Gardam, die nun schon 90 Jahre hinter sich hat. Und zwei Dutzend Bücher diverser Genres: Das hier war ihr erstes, vielleicht mit Erinnerungen an sich selbst = autobiografisch? Angelegt als Jugendbuch, rund ums Erwachsenwerden…

Wie ein Tagebuch
…wird die Geschichte erzählt, als Ich-Perspektive der Hauptperson. Gekennzeichnet dadurch, dass sie jederzeit heraus platzt mit dem, was sie denkt, ein wenig im Sinne von „Kindermund tut Wahrheit kund“?! Wobei sie Teenager ist, so um die 13: „Jessica sagt bedingungslos und in den unmöglichsten Momenten die Wahrheit. Ihr Widerwille gegen Anpassung bringt sie in dem kleinen englischen Badeort ständig in verquere Situationen. Sie hat genau eine Freundin – der Rest ihrer kleinen kriegsüberschatteten Welt begegnet ihr mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu. Aber das ist ihr egal, denn eigentlich braucht sie all ihre explosive Kraft, um Schriftstellerin zu werden. Oder ist sie das schon? „Weit weg von Verona“ ist Jane Gardams erster Roman. Doch er enthält bereits all das, wofür sie bewundert wird – die atmosphärische Stärke, den Mut zum Geheimnis und ihren besonderen Witz. Mit Jessica Vye hat sie eine der hinreißendsten Figuren überhaupt geschaffen.“ Und wechselt schon mal die Darstellung, wenn sie etwa aus Briefverkehr „zitiert“ (z.B. S. 133ff.), womit auch die Perspektive anderer Personen ins Spiel kommt. Und ein wenig literarisch versiert sollte Leser schon sein, ob jünger (Jugendbuch?!) oder älter (All-Age?!): Der Titel spielt auf Romeo und Julia an, eine der Lektüren der Protagonistin, altklug und frühreif, doch typisch in ihren Teenager-Allüren: Spielerisch-verspielt geht Jessica mit diesen Anklängen um, tanzend zwischen Schul-Zwangs- und eigener Lust-Lektüre. Und damit, selbst schriftstellerisch aktiv werden zu wollen, was ihr dann auch gelingt, zumindest in den ersten Ansätzen – siehe oben „autobiografisch“?! Einfach zu lesen, dennoch: zum Nach- und Weiterdenken anregend. HPR

Hanspeter Reiter