Wem gehört die Zukunft?`
Autor | Jaron Lanier |
Verlag | HoCa |
ISBN | 978-3-455-50318-0 |
Mit dem Untertitel „Du bist nicht der Kunde der Internetkonzerne. Du bist ihr Produkt.“, der schon mal für „Programm ist“, wie ich meine: Der Internet-Pionier nimmt eine durchaus kritische Position ein, was das Abhängig-Sein von Google [&] Co. angeht – „all inclusive“ sozusagen, keiner wird ausgenommen: „Wie können wir verhindern, dass das Internet zum Herrschaftsinstrument wird, das einigen wenigen die Macht gibt, Milliarden von Menschen auszubeuten?“. Wenn sie das denn mit sich machen lassen, so ließe sich die Diskussion der vergangenen Monate in und via den Medien grob zusammen fassen. Aktuell geht es dabei häufig um Wearables und 3-D-Drucker, allgemeiner: um das „Internet der Dinge“. Jeder und alles immer verfolgbar, Spuren hinterlassend und per Big Data auswertbar, sei es von staatlichen Institutionen (NSA?), sei es von Unternehmen, die das allerdings schon immer getan haben, wenn auch in quantitativ überschaubarerem Maß. Bestellen tun wir immer mehr übers Web, geliefert wird auf immer komplexeren Wegen dann doch wieder körperlich. Entfällt das, wenn irgendwann in der Zukunft das Bestellte einfach selbst zuhause ausgedruckt werden kann? Lanier erinnert daran, dass auch die Ingredienzien (in Pulverform) logistisch irgendwie dorthin zu bringen sind, wo sie gebraucht werden: Schon mal daran gedacht? Die Transaktion ist eine andere, dennoch … (S. 124ff.) Was passiert mit Bildung, siehe Online-Lernen – schrumpft der Bereich ähnlich wie die Musikindustrie? Interessante Bezüge sind hier hergestellt, etwa S. 136. „Nullbegrenzung“ als Ziel, als „Leitprinzip für Freiheit, Leistung und Erfolg im Internetdesign. Absolut jedes Musikstück, absolut jeder Text, absolut jedes Video, erhältlich zu jeder beliebigen Zeit an jedem beliebigen Ort“? (S. 217f.). Im Kapitel 21 „Einige Grundprinzipien“ (gemeint sind: Prinzipien, also Grundlagen) findet sich u.a. der Aspekt „Herkunft“ (S. 317f.), digital ggf. erkennbar durch eine Zweiwege-Verlinkung, die es so allerdings kaum gibt: „Wenn es in der Finanzkrise eine Zweiwege-Verlinkung gegeben hätte, hätten die Hausbesitzer gewusst, wer ihre Hypothek verbrief hat, und ein Musiker wüsste mit einer Zweiwege-Verlinkung, wer seine Musik kopiert.“ Unter „Kommerzielle Symmetrie“ findet sich das Beispiel Buch (S. 319): „Wenn Sie in gedrucktes Buch aus Papier kaufen, können Sie es nach Belieben wieder verkaufen oder weiter Ihre Freude daran haben … Bei einem eBook sind Sie dagegen kein Käufer erster Klasse mehr. Stattdessen haben Sie bei einem Unternehmen eingeschränkte Rechte am Buch gekauft. Sie können es nicht weiterverkaufen … Ihr Entscheidungsspielraum ist eingeschränkt.“ Ein exzellentes Beispiel für das, was bei Lanier lfd. mitschwingt: Es mangelt an Balance im Verhältnis von Internet-Anbietern und Kunden. Nach und nach arbeitet der Autor die relevanten Themen auf, siehe auch Cloud oder Augmented Reality. Als Autor veröffentlichen, das nimmt Lanier in einem eigentlich Kapitel „Bücherschicksale“ (S. 438ff.) erneut auf, beispielhaft. Und arbeitet eine Lösung für die Gesamt-Thematik auf, die darauf basiert, dass Kunden direkt wie indirekt am Vermarkten ihrer Daten beteiligt werden. Modelle dafür seien auch bereits gerechnet, so in einer von ihm betreuten wissenschaftlichen Arbeit zur Versicherungswirtschaft: Man darf gespannt sein … Übrigens wurde Jaron Lanier vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit dem „Friedenspreis“ bedacht, der am Rande der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2014 in Frankfurt verliehen wird. Auch ein Zeichen, irgendwie … HPR