Wenn Sie wollen, nennen Sie es Führung

Der Autor spannt einen breiten Bogen: von Naturwissenschaften (Biologie/Evolution, Physik) über Erkenntnistheorie bis zu Sozialwissenschaften (kulturelle Evolution, Psychologie, Kognitionswissenschaften, Führungsansätze und -modelle, Coaching). Ziel ist es, aus dem, was war (Evolution) und dem, was ist (Diagnose), das herzuleiten, was Zukunftsfähigkeit genannt wird: von Einzelnen, von Führungspersonen, von Gruppen und Organisationen respektive Unternehmen.

Ein dominantes Erkenntnisinteresse und die damit verbundene Botschaft ist, systemisches Führen unter dem erkenntnistheoretischen Vorzeichen konstruktivistischer Annahmen auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Fakten zurückzuführen bzw. seine Plausibilität von dort kommend herzuleiten (Führen in und von lebenden Systemen.

Auf diesem Weg und mit diesem inter- und transdisziplinären Blick begegnet dem Leser vielfältiges Material, das belehrt und informiert. Manch eine Ausdeutung und Zusammenhangdarstellung, die im Dienst der genannten „evolutionären Herleitung“ steht,  ist gewagt, und den subjektiven Deutungen und Schlussfolgerungen muss der Leser keinesfalls immer folgen. Doch um in die Diskussion mit dem Autor treten zu können, bedarf er größeren Vorwissens; denn Cyrus Achouri hat zahlreiche Quellen angezapft.

Die Lektüre lohnt und sei Weiterbildnern empfohlen. Gerade weil die Ausführungen und Argumentationen des Buches breit gespannt sind, weitet insbesondere der in praktischem Tun gefangene Leser seinen Horizont im Umfeld des Diskurses zu Strömungen systemischer Führung. Für die eiligen Leser bietet der Autor kapitelweise eine Zusammenfassung an – und für jene, die das Pferd von hinten aufzäumen möchten und erst einmal beim Fazit beginnen möchten, hat Cyrus Achouri nicht nur den „Schluss“ notiert, sondern auch noch einen „30-Punkte-Plan“. (Dieser erscheint in Imperativen und nicht als sequentiell abzuarbeitender Plan.)

 Hanspeter Reiter, www.dialogprofi.de

Hanspeter Reiter / Dr. Regina Mahlmann