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Wenn Sprachen sterben

Autor Nicholas Evans
Verlag C.H.Beck
ISBN 978-3-406-65327-8

„… und was wir mit ihnen verlieren“, so der Appell im Untertitel, mehr dafür zu tun, möglichst viele dieser (aus)sterbenden Sprachen für die Nachwelt zu erhalten. Oder wie auf der U4 vertiefend formuliert: „Dieses Buch beleuchtet die Konsequenzen für unser gemeinsames intellektuelles und geistiges Erbe … In den nächsten hundert Jahren wird die Hälfte der rund 6000 Sprachen, die es noch auf der Welt gibt, verschwinden. Die meisten davon werden untergehen, ohne vorher dokumentiert zu werden. Noch enthält jede von ihnen das Denken, Wissen und die Kultur derer, die sie sprechen.“ Wieder kehrend hält der Autor ein starkes Plädoyer vor allem für Feldforschung, also das Aufnehmen, Verstehen und Festhalten von Sprachen vor Ort mit Muttersprachlern – heutzutage zudem deutlich einfacher im Vergleich zu früheren Jahrzehnten, in denen Datenträger zentnerweise mitgeschleppt werden mussten. Immer mit dem Blick auf die Trilogie von Texten, Grammatik und Wörterbuch. So erhält der Leser einen breiten wie tiefen Überblick zu Linguistik, Einführung für Studierende sprachwissenschaftlicher oder philologischer Fachrichtungen – genauso wie für interessierte Laien. Denn zugleich bietet der Band die Chance, sich eine Geschichte der Sprachwissenschaft zu erlesen, geschickt in die sachlichen Kapitel eingearbeitet. Viel habe ich erfahren über exotische Sprachen und weit verstreute Sprach-Familien, über die Entwicklung von Sprache über zehntausende von Jahren hinweg, verbal weiter gegebene und schriftlich der Nachwelt erhaltene Texte. So kommen die vielen Facetten von Linguistik und interdiszplinärer Zusammenarbeit ins Spiel, frei von zu formaler Darstellung – mit Diskussion und Beweisen, was das Verbinden von Sprache (und deren jeweiliger Struktur) mit Kultur und Denken des Menschen angeht, durchaus wechselseitig. Vielerlei Belege illustrieren die vorgestellten Sprach-Strukturen bestens nachvollziehbar, mit original, 1:1-Wiedergabe und sinngemäßer Übersetzung – hier natürlich ins Deutsche. Natürlich hätte ich gerne auch solche aus „meinen“ Sprachen gesehen (Finno-Ugristik) … Andererseits habe ich Überblick wie Einsichten gewonnen, was komplett andere Sprachfamilien angeht, sozusagen „worldwide“ … Und über Kommunikation als solcher, besonders wichtig für Weiterbildner, seien sie Trainer, Berater, Coaches, Speaker, Führungskräfte, Personaler … HPR

Hanspeter Reiter