Wild Wild Web
Autor | Tim Cole |
Verlag | Vahlen |
ISBN | 978-3-8006-5788-9 |
„Was uns die Geschichte des Wilden Westens über die Zukunft der digitalen Gesellschaft lehrt“ greift eine Metapher auf, wie sie kaum passender gewählt sein könnte. So jedenfalls die aktuelle Sicht deutscher Medien und Politik, für mich absolut nachvollziehbar!
Alles frei im Internet?!
So stellt der Autor die berechtigte Frage, zur Reflexion anregend: „Wollen wir wirklich im digitalen Wilden Westen leben?“ Doch „Was hat der Wilde Westen mit dem World Wide Web zu tun? Eine ganze Menge: Damals wie heute brachen die Menschen in eine neue, unbekannte Welt auf, in der es zwar kein Recht und Gesetz gab, aber dafür ungeahnte Möglichkeiten. Und damals wie heute begleiten Auswüchse und Missstände den Weg: Revolverhelden und Postkutschenräuber damals, geldgeile Datenmonopole heute. GAFA – Google, Amazon, Facebook und Apple – besitzen eine Macht, von der die „Räuberbarone“ von Standard Oil, AT&T oder den großen Eisenbahnkonzernen am Ausgang des 19. Jahrhunderts nur träumen konnten. Aber es war auch die Zeit der „Trust Busters“, der Antimonopol- und Arbeitsschutzgesetze, denn auf das „Blattgold-Zeitalter“ der Räuberbarone folgte in Amerika die „Progressive Era“ – ein halbes Jahrhundert, das von sozialem Fortschritt geprägt war.“ Doch die ist kaum in Aussicht, wie Milliarden-Strafen für Missachten steuerlicher Vorschriften und von Datenschutz-Gesetzen zeigen – und regelmäßig wiederkehrende Demonstrationen bei amazon… Was also tun?
Plädoyer für Zukunfts-Fähigkeit
Da bietet der bekannt kritische Autor klare Ansagen: „Was wir heute brauchen, ist eine neue, eine digitale Progressive Era. Wir müssen für alle verbindliche Spielregeln aufstellen und dafür sorgen, dass sie auch eingehalten werden – und dazu gehören gerade die großen Internet-Konzerne. Wir brauchen neue soziale Umgangsformen und einen neuen Sozialkontrakt, die auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse des Digitalzeitalters angepasst sind. Und wir brauchen eine „Digitale Ethik“ – einen neuen moralischen Kompass, der unser Handeln und Denken über das, was machbar und wünschenswert ist, bestimmt.“ Also die Fehler der Vergangenheit vermeiden, klare Lehre ziehen?! Darüber lohnt es sich nachzudenken:
Das Wild Wild Web zähmen
… Schritt für Schritt, so von Tim Cole aufgedröselt, der damit ins gleiche Horn stößt wie etwa Jaron Lanier: Aufbruch ins gelobte Land – Das große Daten-Fressen. 1: Digitale Räuberbarone und das zweite Blattgold-Zeitalter. 2: FAFA und wie sie die Welt sieht. 3: Lessons learned: Vier Wege, das Internet zu reparieren. 4: Arzt, heile dich selbst! 5: Wir sind das Web! Manifest: Macht kaputt, was euch kaputt macht. Mit Gast-Kommentaren zu jedem Kapitel, etwa von Thomas Sattelberger, dem bekannten Aktivisten in Sachen Personalentwicklung, wie passend. Und wie wichtig Aspekte wie Urheberrechte (viele Blogger & Co. plädieren dagegen – und übersehen, was das für ihre eigene Leistung bedeuten würde) und Künstliche Intelligenz = Algorithmen & Co. Macht nachdenklich: Allheilmittel Digitales?! HPR