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Winterkrieg

Autor Philip Teir
Verlag Blessing
ISBN 978-3-896-67534-7

Vieldeutig, dieser Titel: Kurz scheint der Bezug auf, zu jenem Winterkrieg Finnland vs. Russland, der dann sozusagen mit einem Remi endete – kein Verlierer … Die Metapher schlägt sich im Roman nieder: Ähnlich agieren nämlich diverse Figuren im Verhältnis zueinander, etwa die Hauptpersonen Max und Katriina Paul, doch auch die Töchter mit Ehemann resp. Geliebtem. Die „Lösungen“ dieser „Winterkriege“ sehen durchaus unterschiedlich aus: Wenn das Ende auch „ergebnisoffen“ ist, scheinen sich die Eltern zu trennen, nach Jahrzehnten gemeinsamen Lebens. Tochter Helen verliert wohl ihren Ehemann, der sich endlich selbst verwirklichen möchte, Tochter Eva treibt ab und findet neues Glück, beides auf ihrem „Selbstfindungs-Tripp“ in London, beim Kunst-Studium. (Auch der zeugende Lover übrigens, ihr Kunst-Professor, hat eine entsprechende Geschichte mit seiner Frau aufzuweisen …) Unterschwellig spielt immer das Thema „Finnland-schwedisch“ mit, als doch ganz eigener Volksgruppe in Finnland, im Verhältnis zu „nur Finnen“. Passend natürlich zum Gastland Finnland der Frankfurter Buchmesse ist die Übersetzung 2014 erschienen. Wer ein wenig Gesellschafts-Einblick in Skandinavien gewinnen möchte, diesseits immer hochgelobter Krimi- und Thriller-Literatur aus dem Norden, tut mit diesem Roman einen ausgesprochenen Glücksgriff: Der Autor ist selbst Finnland-Schwede, was sich aus seinem Namen erschließt – er weiß, wovon und worüber er schreibt. Wie Autor und Verlag selbst schreiben: „Ein brillant erzählter, psychologisch raffinierter Gesellschaftsroman über eine globale Mittelschicht auf der Suche nach dem Lebenssinn, hin- und hergerissen zwischen dem Streben nach Unabhängigkeit und der Sehnsucht nach Sicherheit. Voila! HPR

Hanspeter Reiter