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Wir müssen leider draußen bleiben

Autor Kathrin Hartmann
Verlag Blessing
ISBN 978-3-89667-457-9

„Die neue Armut in der Konsumgesellschaft“ nimmt die Autorin aufs Korn, erfahrene Journalistin und ausgewiesen recherchestarke Buchautorin, siehe auch „Ende der Märchenstunde. Wie die Industrie die LOHAS und die Lifestyle-Ökos vereinnahmt“. Im aktuellen Titel geht es der Autorin darum, die engen Zusammenhänge zwischen Armut einerseits und Reichtum andererseits deutlich zu machen – und damit das Auseinanderklaffen innerhalb der deutschen Wirtschaftsgesellschaft verständlich(er). Zusätzlich hat sie im Auge, dass Armut in D natürlich noch ein anderes Niveau bedeutet wie Armut in Drittweltländern – doch macht sie das „besser“? Hartmann hat eine Menge Gespräche geführt, Menschen interviewt und begleitet. Damit kann sie einen berechtigt kritischen Blick einnehmen, etwa was die durchaus diskussionswürdige Arbeit der Tafeln angeht: Wird hier einfach Entsorgung von Überflüssigem vergesellschaftet – wie auch die Versorgung von Armen? Grundsätzlicher noch das Einstiegskapitel „Kultivierter Hass. Warum die Konsumgesellschaft ihren Bestand durch Ausgrenzung sichert und die Mittelschicht sich nach oben orientiert, während sie nach unten tritt.“ (S. 11ff.) Hmm, starker Tobak? Ja, Kathrin Hartmann will provozieren – und das schafft sie locker, in jedem Kapitel neu: Wie in den Städten Arme durch Wohlhabende verdrängt werden und warum die Politik dies befördert – Warum sich die Reichen aus der Gesellschaft verabschiedet haben und wie sie um ihren Vorteil kämpfen – Wie das Feuilleton die Rechte der Etablierten verteidigt, darin: Dominik Brunner, der Held von Solln: Ein Mediencoup. Jou, manchmal ist es nötig, hinter die Kulissen zu blicken. Das tut die Autorin für den Leser, übrigens (neben weiteren Kapiteln) auch  zum Thema Mikrokredite: Wahnsinn mit Methode (S. 317ff.), auch hier exzellent recherchiert und dargestellt. Den Ausblick wagt sie mit „Warum nur wir als Gesellschaft für gerechten Wohlstand kämpfen können“. Denn es gilt (Klappentext U4): „Trotz Jubelnachrichten über Wirtschaftswachstum und angeblich historisch niedrigerer Arbeitslosenquote sind elf Millionen Menschen in Deutschland arm.“ Es lohnt sich, mal eine andere Perspektive einzunehmen – dabei hilft dieses Buch! Schauen Sie auch mal in der Autorin Blog: www.ende-der-maerchenstunde.de. – HPR

Hanspeter Reiter