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Wir sehen uns in der Hölle

Autor Bad Boy Uli
Verlag Econ TB
ISBN 978-3-430-20151-3

„Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel“ als Nachfolger von „Höllenritt“. Bad Boy Uli ist einer der wenigen (oder gar der einzige?) unter den ehemaligen Hells Angels, der ausgepackt hat – und freimütig aus dem Nähkästchen plaudert. Wohl mehrfach mit Ermordung bedroht, wie er dem Leser gerne immer wieder näher bringt. Deutlich wird, wie weit das teils romantische Bild von den Harley-Bikern (Easy Rider) und die Wirklichkeit von Motorrad-Gangs auseinander klaffen: Um Drogen, Prostitution und Waffenhandel geht es, bestens gesicherte Märkte durch Abstecken von Claims zwischen den Gangs, wenn das auch nur bedingt funktioniert. Wenn nicht, gibt es mal wieder Medienberichte über Schießereien – und mehr und mehr über Verhaftungen und Vereinsschließungen. Doch scheint es hier ein ähnliches Problem zu geben wie bei der Frage, rechtsradikale Organisationen zu verbieten … Wer Uli folgt, lernt viel über illegale Grenzübertritte (u.a. S. 136ff.) und mehr oder weniger starke Egos der harten Jungs – Mädels übrigens nur als „Trittbrettfahrer“ erlaubt. Friedensverträge zwischen verfeindeten Organisationen (in aller Regel: Bandidos) werden zwar schon mal medienwirksam geschlossen, doch was danach geschieht … (S. 240ff.) Was ein Freund von uns regelmäßig beanstandet, in schwer auszuhaltenden Diskussionen, hat der Autor Ulrich Detrois auf den Punkt gebracht (S. 275ff.): „Der Staat schaut zu“ – und wieviel Korruption ist im Spiel? Doch mache LeserIn sich selbst ein Bild, das natürlich hier einseitig ist – und dennoch irgendwas von Objektivität mit sich trägt, ist´s immerhin ein Aussteiger, der sein Insider-Wissen freimütig von sich gibt. Und sich möglicher Folgen durchaus bewusst ist, siehe auch S. 322ff. (Ein Buch und seine Folgen).

Hanspeter Reiter