Skip to main content

Yank Zone

Autor Michael Basse
Verlag Kröner Edition Klöpfer
ISBN 978-3-520-76201-6

Schon klar, hier geht´s um einen Yankee in Deutschland, der sich seine eigene Einflusszone geschaffen hat, als Ex-US-Militär, mit Sohn Jack und eine Art Ziehsohn Mani. Und tatsächlich um die „Yank Zone“, die US-amerikanische Zone, grob zwischen Frankfurt, Stuttgart, München: Als angenehm erfreulich empfunden, siehe z.B. S. 256 von insgesamt immerhin gut 300, mit exzellent recherchierten Inhalten (siehe Anmerkungen und Danksagung, S. 315ff.). Geht´s auch um den „Ruck“, deutsch für „yank“, der etwas verändert? Ja, auch darum geht´s!

Ein Amerikaner in Deutschland
Nun, um ihn dreht sich alles, durchaus auch im Sinne von Planet plus Trabanten: „Lt. Col. Ross Raymond Hartman, genannt Old Chop, ist vieles zugleich: ehemaliger Kriegsheld im Südpazifik, Karten-Champ, Golfer-Ass, very athletic, besterhaltenes Mannsbild seiner Generation, alleinerziehender Vater – und als solcher ein guide to manhood. Sein fideles guesthouse ist nicht nur ein Anziehungspunkt für die Jugend des 6000-Seelen-Ortes Maulbronn, es repräsentiert auch für alle gut sichtbar die US-amerikanische Präsenz in der schwäbischen Provinz. Wer in Hartmans house of the free and the brave eintritt, muss sich am Colonel und seinem Sohn Jack abarbeiten. Dabei sind sich Hartman junior und senior natürgemäß in allem uneins, außer vielleicht in der einen Überzeugung, »dass noch immer in jedem ein Amerikaner steckt, der rauswill, er weiß es nur noch nicht.«“ Nach und nach entwickelt sich die Geschichte, teils in der Gegenwart, teils im Rückblick – eine Spanne von mehr als ¼ Jahrhundert (und gar mehr). Darin Korea- und Vietnam-Krieg plus Leben und Wirken der US-Army (Rassismus inkl.) in Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkriegs und lange darüber hinaus: Feine Einblicke in deren Gedankenwelt… und die Reaktion deutscher Mitbürger darauf, PX-Stores incl. Jedenfalls jener im Kosmos von Old Chop… Ach ja, auch Bulgarien kommt ins Blickfeld, wie auch Kloster Maulbronn, in dem Mani mehrere Jahre das Internat erleben durfte (siehe etwa S. 295ff.).

Drei Teile
… findet Leserschaft vor, nach einem Prolog, der sich am Schluss ins Verstehen erst auflöst und damit die Story rund macht: Im ersten aus Perspektive von Vater, Sohn und „second son“, im zweiten dann jene der Frauen (nämlich Seniors dritter und Juniors längerer Partnerin aus Bulgarien) – schließlich im dritten kurzen Abschnitt das grand finale…Naturgemäß vor allem der erste Teil mit sehr vielen (US-)englischsprachigen „Original-Dialogen“, was Leser fordert und zugleich exzellent ins Denken und Fühlen der sprechenden Personen lenkt. Und mich etwa an einen für ein Jahr im Gymnasium dazu stoßenden Mitschüler erinnernd, ausgerchnet „Young“ heißend (Vorname entfallen…) – und an seine böse Überraschung einer schlechten Note ausgerechnet in Englisch. Ausblendend, dass es diversen seiner deutschsprachigen Mitschüler ähnlich ging, mit ihrer Deutschnote nämlich. Und seiner ausgesprochen antiprüden Mutter, die sich um Besucher wenig scherte, wenn sie oben ohne im sonnigen Garten am Pool relaxte – welch Freude für pubertierende 14Jährige  … Oder daran, in den 1970er Jahren mal einen Schlafsack aus PX-Beständen erstanden zu haben, für den Skandinavien-Urlaub (aus dem dann ein Studium der Finnougristik wurde)… Und natürlich an Diskussionen rund um den Vietnamkrieg, Korea nie wahrgenommen… ein durchaus unterhaltsamer Roman, nachdenklich machend – und erfreulich informativ. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter