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Zehn Milliarden

Autor Stephen Emmott
Verlag suhrkamp
ISBN 978-3-518-42385-1

Der Autor leitet ein von Microsoft aufgebautes Forschungslabor und ist zugleich Professor in Oxford. Das Buch ist sozusagen die Verlängerung seines am Royal Court Theatre in London aufgeführten Bühnenstücks „Ten Billion“. Er bringt schlicht Fakten, frei von Moralisieren und fast frei von Meinung. Allerdings schließt er so (S. 202): „Wenn wir eine globale Katastrophe verhindern wollen, müssen wir irgendwas Radikales tun – und ich meine wirklich tun. Aber ich glaube nicht, dass wir das machen werden. Ich glaube, wir sind nicht mehr zu retten.“ Dafür liefert er Belege aus offiziellen Statistiken, ob nun zum Klimawandel, zum Energieverbrauch oder zur Ernährungs-Entwicklung. Beeindruckend, wie mit wenig Text, klar formuliert, illustriert mit Grafiken (die natürlich manipulieren) und ergänzt durch (schwarz-weiße!) Bilder Botschaften ihre ureigene Wirkung erzielen – jedenfalls aufs erste Lesen. Dieses Layout pointiert jeden einzelnen Aspekt: Hier zeigt sich, wie sich im gedruckten Buch Schwerpunkte anders verdeutlichen lassen, gegenüber Digitalem! Diese vier Komponenten seien es, die das Klima (und über die wir Menschen selbst das Klima) beeinflussen (S. 38ff.):

Die Atmosphäre (die Luft, die wir atmen)

Die Hydrosphäre (das Wasser auf dem Planeten)

Die Kryosphäre (Eisschilder und Gletscher)

Die Biosphäre (Pflanzen- und Tierwelt).

So deutlich wie selten zuvor wurde mir bei der Lektüre der menschliche Einfluss auf alle diese Komponenten deutlich: Wir leben im Anthropozän – fragt sich nur, wie lange noch … Wie schicksalhaft der Autor dieses Zeitalter empfindet, belegt schließlich auch die abschließend zitierte „Anekdote“ (s. 203f.): „Ich habe einem der nüchsternsten und klügsten Forscher, die mir jemals begegnet sind, einem jungen Kerl aus meinem Labor, der sich weiß Gott in diesen Dingen auskennt, die folgende Frage gestellt: Wenn er angesichts der Situation, mit der wir derzeit konfrontiert sind, nur eine einzige Sache tun könnte, was wäre das? Was würde er tun? Wissen Sie, was er geantwortet hat? „Ich würde meinem Sohn beibringen, wie man mit einem Gewehr umgeht.““ Sicher typisch amerikanisch, dennoch: mehr als bezeichnend … – Auffällig auch die Einband-Gestaltung: ausgesprochen haptisch. HPR

 

Hanspeter Reiter