Methode „Logical Framework“ für Projekt Reviews neu entdeckt!
m Jahre 2009 beherrschen zwei Schwerpunkte das aktuelle Bildungsszenario: Im Rahmen des Ansatzes von lebenslangem Lernen wollen Mitarbeiter etwas Neues können. Sie wollen vor allem in der Lage sein, neue Planungsmethodiken zu beherrschen. Dies ist im Augenblick umso aktueller, als im Rahmen von Kurzarbeit Menschen die Zeit haben, Seminare zu besuchen, und sogar durch das eigene Unternehmen, die Agentur für Arbeit und die IHK Fördergelder für Schulungsmaßnahmen beantragen. Zweiter Schwerpunkt in diesem Jahr ist, dass Führungskräfte von ihren Mitarbeitern erwarten, Projektarbeit schneller und kostengünstiger abzuwickeln. In Interviews, auf Kongressen und bei firmeninternen Führungskräftemeetings spürt man die Ungeduld der Hierarchie, dass alle Planungs- und Organisationsprozesse zu langsam vorankommen. Die wiederentdeckte Methode „Logical Framework“ verspricht, Abhilfe zu schaffen. Zertifizierte Mitarbeiter sind stolz darauf, neues Wissen an konkreten Projekten anwenden zu können.
Das Education Center der Weltbank ließ in den 60er Jahren von einer namhaften Beratungsgesellschaft der USA eine Projektplanungsmethode entwickeln, die dazu führt, dass Auftraggeber , Projektteams und Controller Erfolgs- und Langzeitwirkungen von Projekten besser erkennen. Dabei ging es vor allem darum, schon bei Vorstudien und Feasibility Studies unliebsame und kontraproduktive Nebenwirkungen am Ende eines Projekts rechtzeitig zu erkennen. Bekannt wurde diese inzwischen weltweit anerkannte Ausarbeitung mit dem Begriff „Logical Framework“ (Logframe). Im Schulungszentrum der gtz –Gesellschaft für technische Zusammenarbeit- aus Eschborn wurden Entwicklungshelfer und ihre Partner aus der deutschen Industrie in Logframe trainiert, und sowohl in der Entwicklungshilfe als auch in allen Bereichen der deutschen Industrie wurde diese Methode eingeführt. In den 70er Jahren war „Logical Framework“ Standardplanungstool in allen Projekten des Maschinen- und Anlagenbaus sowie bei IT- und Dienstleistungen- und Organisationsprojekten. DAX 30-Unternehmen entwickelten diese Planungsmethode weiter und passten diese an ihre firmeninternen Bedingungen an.
Wissenschaftliche Basis ist die Erkenntnis von der „beschränkten Rationalität“ des Menschen: H. A. Simon, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, hat in seinen Forschungsergebnissen bei amerikanischen Managern herausgefunden: Der Mensch hat bei Entscheidungen -und damit bei Planungsprozessen- immer nur begrenzte Informationen zur Verfügung und kann daher nur in begrenztem Umfang Informationen verarbeiten; das Ergebnis ist oft: Man greift auf Standardlösungen zurück!
Namentlich Vederic Vester hat nachgewiesen, dass Menschen ihre Management-Welt und deren Umweltparameter nur schwer steuern können, da sie nicht in der Lage sind, so vernetzt zu denken, wie es die technische, ökonomische oder soziale Welt erfordert.
Aufgrund dieser Erfahrungen, die gerade bei der Projektarbeit offensichtlich wurden, entwickelte man das Instrument „Logical Framework“ zur Handhabung von Problemlösungs- und Entscheidungsprozessen komplexer Vorhaben.
Herzstück des Logframe-Methodenansatzes ist, die typischen menschlichen Denkprozesse in einzelne Bausteine zu zerlegen und diese logischen Schritten zuzuordnen.
Ausgehend von der Arbeitsvorbereitung, genannt Situationserfassung, wird ein Projektteam aufgefordert, ein Problemnetz zu erarbeiten mit Kernproblem und Erfassung aller Ursachen und Unterursachen einschl. ihrer Folgen. Dadurch wird dem Team und den Führungskräften der aktuelle Handlungsbedarf bewusst.
Der nächste Denkprozess ist dann, im Rahmen eines Zielnetzes ein ideales Szenario zu entwickeln, das Wege aufzeigt, die aktuelle Krisensituation zu überwinden. Der Abschluss dieses Planungsprozesses (meistens 2 bis 3 Tage Arbeitsworkshop) ist die Ausarbeitung einer komplexen Projektplanungsmatrix (PPM) mit horizontaler und vertikaler Logik und für alle betroffenen Projektteilnehmer und Entscheider ein transparentes Projektkonzept mit Darstellung des Aufwandes, der Risiken und des Nutzens. Darüber hinaus zeigt diese PPM, auf welche unliebsamen Nebenwirkungen bei der Umsetzung und Realisierung des Projektes von Anfang an zu achten ist. Projektleiter und vor allem Führungskräfte, die als Lenkungsausschuss die Haftung für den Erfolg eines Projekts übernehmen, schätzen diese Projektplanungsmatrix, weil die Ergebnisse nachvollziehbar, kommunizierbar, akzeptierbar, realisierbar und dokumentierbar sind.
Gruppen arbeiten meistens unter der Leitung einer geschulten Projektleitung mit Pinwänden diese Planungsschritte als Projektkonzept aus, um sie anschließend in einer Meilensteinsitzung von den Lenkungsausschussmitgliedern freigeben zu lassen. Inzwischen hat das Prolog-Institut, das sich schwerpunktmäßig mit der Schulung des Logframe-Ansatzes in Seminaren und Workshops beschäftigt, diese Methoden auch als Tool entwickelt, so dass auch international operierende Projektteams am Bildschirm in Form von Telefonkonferenzen online miteinander diese Methoden kommunizieren können.
Vorteil davon ist, dass Führungskräfte zeitgleich die Ergebnisse vorliegen haben und sich ggf. in den Planungsprozess einklinken können.
Die Methode „Logical Framework“ wird eingeordnet in das strategische Projektmanagement. Sie ist ideal für Projektstarts, Projektkrisen und –reviews. Besonders geeignet ist sie für schlecht strukturierte Problemstellungen und die Ausarbeitung von Visionen hin zu klaren Projektkonzepten. Genutzt wird Logframe zur Förderung von Innovationen in Projekten und gilt als Freigabe für komplexe Projektrealisierungen. Trotz ihres wissenschaftlichen Ansatzes haben Pädagogen die Denkprozesse dieser Methoden so strukturiert, dass man leicht die Arbeitsschritte ohne besondere Vorkenntnisse nutzen kann; Logframe-Seminarleiter bezeichnen diese Vorgehensweise als „Kindchenpädagogik“.
Die Weiterbildner-Szene der deutschen Industrie fördert neuerdings wieder diese Methode „Logical Framework“ als Schulungsmaßnahme, weil sie die Mitarbeiter auf Expertenebene dazu bringt, sich sowohl auf das Wesentliche einer intelligenten Problemlösung zu konzentrieren, Interdependenzen aufzuzeigen als auch Kausalzusammenhänge zu erkennen und vor allem Ziel-Mittel-Beziehungen zu definieren: Die Methode „Logical Framework“ ist gerade in der aktuellen Wirtschaftskrise und der damit verbundenen Hektik bei eiligen Problemlösungsaufgaben ein ideales Vorgehensmodell, schnell und kostengünstig Projekte reif zu machen.
Christoph Stumbries, PROlog GmbH, www.prolog.de
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