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Mittelstand in der Pflicht (Teil 2 von 3)

(WKr) Formel als Leitgedanke
Damit ein Strategiekonzept aber nicht zu einer reinen Absichtserklärung verkommt, muss es möglichst konkret angelegt sein. Diese scheinbar banale Feststellung ist deshalb so wichtig, weil viele Einlassungen hier deutliche Schwächen aufweisen.

In Zukunft mehr Umsatz machen zu wollen, ist eine hehre Zielsetzung, die man jedoch verdichten muss. Dazu bietet sich zum Beispiel eine einfache Formel an, die den Stammlesern meiner Beiträge bereits bekannt ist – die krehaktiv-Formel:

• Spezifisch: Das Ziel genau beschreiben
• Messbar: Die Zielerreichung muss messbar sein
• Anspruchsvoll: Das Ziel sollte zu besonderen Leistungen anspornen
• Realistisch: Die zu überwindende Hürde sollte hoch liegen – aber erreichbar bleiben
• Terminiert: Das konkrete Erreichungsdatum liegt fest

Ein Beispiel verdeutlicht diese Vorgehensweise: Ein kleines Unternehmen stellt fest, dass die Gewinne sinken, während die Kosten steigen. Dadurch rutscht der Betrieb in die Verlustzone. Die überfällige Ursachenanalyse ergibt: Kunden kennen nicht sämtliche für sie relevanten Produkte, wodurch ein Umsatz von circa 25 Prozent brachliegt. Auf der Kostenseite hingegen existiert ein Einsparungspotenzial von fünf Prozent. Würden beide Bereiche optimiert, ergäbe sich ein Jahresgewinn von 100.000 Euro.

Basiert man die abzuleitenden Ziele auf der Formel, heißt das:
• Das Gesamtziel lautet: „Im Wirtschaftsjahr 2012 beträgt der Gewinn 100.000 Euro“
• Das erste Etappenziel lautet: „Bis 31.03.2012 kennen alle Kunden alle wesentlichen Produkte des Unternehmens“
• Ein Aktivitätenplan legt die Maßnahmen fest, mit denen sich diese erste Etappe erreichen lässt
• Das zweite Etappenziel heißt: „Bis 31.03.2012 sind die fixen Kosten um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr reduziert“
• Der Unternehmer legt auch hierfür die Maßnahmen fest, mit denen dieses zweite Etappenziel erreicht werden kann

Unternehmer unterschätzen gerne die Wichtigkeit eines Strategiekonzeptes
Das eigentliche Problem im Zusammenhang mit Strategiekonzepten liegt jedoch in der Tatsache, dass sich viele Unternehmenslenker gar nicht darüber bewusst sind, welches Potenzial sie ohne ein fundiertes Konzept liegenlassen. Das beginnt bei ganz offensichtlichen Bereichen der Unternehmensführung. Denn fehlende Strategiekonzepte bedeuten ein fehlendes Steuerungsinstrument. Strategiekonzepte können die Grundlage für Marketing-Aktivitäten und auch die Basis für deren Bewertung im Anschluss vorgeben. Denn dass man sich letztlich immer einfacher tut, wenn man seine Gedanken ordnet und vor allem nachvollziehbar festhält, liegt auf der Hand. Umso mehr, wenn es um strategische Belange geht, die meist ja über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgen sollen.

Darüber hinaus erzeugen Strategiekonzepte aber auch eine Art von Investitionsschutz. Denn sie bringen geschäftskritisches Wissen verständlich auf den Punkt. Und eben das schützt solches Wissen auch vor unvorhergesehenem Verlust. Zum Beispiel dann, wenn wichtige Mitarbeiter das Unternehmen verlassen oder vielleicht auch überraschend sterben. Oft erweisen sich Strategiekonzepte in solchen Fällen als ganz besonders hilfreich, weil sie veranschaulichen, wie eine isolierte Idee in einem Markt wirklich zum Erfolg werden kann.

Aber – und das ist besonders wichtig: Strategiekonzepte sind auch ein wichtiges Instrument, um etwa einen Kreditantrag zu beschleunigen. Umso schmerzlicher wirkt hier die Tatsache, dass das beinahe sträflich unterschätzt wird.

Willi Kreh – Steuerberater und BankStrategieBerater, 27. April 2011
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