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Robin Gettup fragt: Kennen Sie den „Nurnoch“?

Das ist offenbar die Hohe Kunst der Talker und der Geschwätzigkeit: Wenn der Moderator schon nervös mit den Fingern auf der Tischplatte herumtrommelt, dann kommt sie, die verlogendste aller Floskeln: „Nur noch einen einzigen Satz!" Und dann folgt nur nochmal ein ganzer Sermon! Das nenne ich die kommunikative Perfidie! Ich beantrage, in alle Geschäftsordnungen die Regel aufzunehmen, dass dieser Satz mit 50 Euro Strafe zu Gunsten z.B. von Robin Gettup zu ahnden ist.

Dass der Nurnoch auf Autobahnstrecken, auf denen man nur noch 120 fahren darf, großzügiger verfährt, ist ja logisch. Es ist ja auch so ein Tort mit den Zahlen. Man kann ja die Zahlen auf den Verkehrsschildern bei der Geschwindigkeit gar nicht richtig erkennen und deuten. Das wissen wir ja alle. 80 km pro Achse? Incl. Mehrwertsteuer? Nun sind diese Zahlen ja auch ziemlich hoch gegriffen – für ein mittleres PISA-Volk. Schlimmer ist es, wo man dem Nurnoch abfordert, nur noch 30 zu fahren, was ja ihm technisch kaum möglich erscheint.

Der Nurnoch hat sich auch im Einzelhandel breit gemacht. Da kosten jetzt 100 Gramm nur noch 3,50 €, während doch vorher 500 Gramm satte 15 € gekostet haben. Da muss man nur noch mal nachrechnen.

Kennen Sie auch die Hinhaltefloskel „Nur noch ein Minütchen?" Hier haben wir es zumeist mit der weiblichen Inkarnation des Nurnoch zu tun. Diese Verkleinerungsform sprengt alle Rekorde. Zuhause und am Telefon, wo auch immer.

Aus solchen Minütchen müssen sich wohl die bei Trainern und Veranstaltern so beliebten Fünf-Minuten-Pausen zusammen addieren. „Ich schlage vor, wir machen mal 5 Minuten Pause!" Also ehrlich, haben Sie schon mal eine Fünf-Minuten-Pause erlebt? Geht doch auch gar nicht. Ich habe nichts, aber auch gar nichts gegen weibliche Seminar-Teilnehmer. Warum – bei Alice Schwarzer! – protestieren die nicht gegen die Fünf-Minuten-Zumutung? Klar – weil es ja ohnehin noch nie eine Fünf-Minuten-Pause unter 10 bis 12 Minuten gegeben hat. Es gibt nun einmal Dinge, die es nicht gibt. Das können Sie sich an allen fünf Fingern abzählen! Wäre im übrigen gut, wenn die 50-Euro-Strafe zugunsten von R.G. auch hier verankert würde. Na ja, in Zeiten der Krise will ich mal nur noch mit 20 Euro zufrieden sein.

Übrigens: Den „Nurnoch" will ich mir schützen lassen. Von irgendwas muss ich ja leben. R.G.



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