Robin Gettup fragt: Sind Sie schon auffällig geworden?
Das sollten Sie aber! Denn ohne aufzufallen, machen Sie heutzutage kein Geschäft! Robin versucht es seit Jahren durch solche filosofischen Betrachtungen – allerdings vergeblich. Die mögen ja ganz nett sein, aber ein Geschäft? Absolute Niete! Robin fällt einfach nicht genug ein, um aufzufallen. Irgendwas Mega-Skandalöses? Ich arbeite dran!
In Düsseldorf soll jetzt ein Currywurst-Brutzler vergoldete Currywürste anbieten! Ist doch ein Ding – oder? Ich dachte, bei Currywurst könnte man nur durch die Zutat von Gammelfleisch in die Presse kommen. Nein! Gold! Zum Golde drängt doch alles, hat sich der Szene-Gourmet gesagt. In Berlin fällt es schon gar nicht mehr auf, dass dort die C-Wurst mit Champagner gereicht wird. Vielleicht sollte man sie an Mus von der toskanischen Trüffel servieren – oder doch lieber im Bett von frittierten Orchideen?
Sie merken schon, es ist heute gigantisch schwer aufzufallen. Nehmen Sie nur mal die Architektur! Nur Naive glauben ja, wenn man da so einen Riesenklotz aus Beton in die Gegend pflastert, würde das schon auffallen. Nein oh nein! Schräg und schief ist angesagt! Es muss schon so aussehen, dass so ein monumentales Gebilde auch ohne Erdbeben jederzeit einstürzt. Dann kommt der Star-Architekt in die Medien. Und natürlich wenn der Beton bröckelt.
Aus meinem riesigen Archiv hätte ich so ein paar Gags anzubieten, wie Seminar-Giganten auffällig wurden und sich z.B. bei Kaffeeröstern goldene Bohnen verdienten. Ich kenne wen, der ließ sich im samtausgeschlagenen Sarg hereintragen. Das fällt schon auf. Dafür konnte der 50.000 Piepen pro Tag einstreichen, doch ohne dass es dem Aufsichtsrat auffiel. Auch die Kunden kümmerten sich „die Bohne drum“. Wie wäre es hoch zu Pferde? Man muss ja „zur Marke“ werden. Feuerlaufen tut es nicht mehr. Das ist ja schon prolo. Workshops auf der Insel Lesbos? Sie werden verstehen, dass ich hier nicht weitere Perlen gratis vor die erlauchten Leser werfe.
Will man mit Bücherschreiben auffallen, muss man sich weit in Feuchtgebiete hineintrauen. Oder man muss dann mal weg sein. Oder ein Prommi. Angela Merkel könnte z.B. ein Buch schreiben „Ich bin dann mal da!“ Das würde auffallen, meint Robin Gettup.
PS: Hoffentlich bin ich jetzt in Berlin nicht zu auffällig geworden. R.G.
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