Skip to main content

Robin Gettup fragt: Was machen Sie eigentlich mit Ihren Büchern?

Na ja – lesen! Geschenkt! Ich meine – danach. Wenn Sie sie gelesen haben? Früher, ja früher da haben wir sie in wändefüllende Regale gestellt, vor denen wir uns gern fotografieren ließen, um unsere Belesenheit zu dokumentieren. Einige kamen in den verschließbaren Bücherschrank und dort in die zweite Reihe. Die mit angeknickten Seiten. Wir kommen darauf zurück!

Das war früher. In den Endphasen der Gutenberg-Galaxis. Bevor Enkel gefragt haben „Sag mal, Opa, hast du die alle gelesen?“ Aber wo Enkel sind, sind auch Söhne und Töchter. Sagen wir’s kurz und brutal:  E r b e n !

Die mustern die Regale sehr aufmüpfig. „Wohin soll der ganze Kram? Wir haben jedenfalls keinen Platz dafür! Und diesen Bücherclub-Plunder schon gar nicht. „Die staubigen Lexika? Noch nichts von Wiki gehört?“

Irgendwann kommt die Stunde der Entscheidung: Wohin damit? Einer Bibliothek stiften? Anruf genügt und der allenfalls interessierende Bestand schrumpft auf seltene bibliophile Erstausgaben, Cotta, Achtzehnhundertundeinpaar zusammen. „Romane? – Wo denken Sie hin! Gotische Fraktur? Wer kann denn das noch lesen?“

Das Altersheim, die nächste Idee, winkt ab. Kein Platz! Schwindende Sehkraft. Fernseher.

Der Antiquar wäre geneigt, nur wirklich Wertvolles mit Goldprägung zum Kilopreis, 50 Cent, bei freier Anlieferung, zu übernehmen. „Versuchen Sie’s doch bei Amazon! Oder im Internet!“

Einen Garagen-Bücherflohmarkt veranstalten? Was sollen die Nachbarn denken? Der Pfarrei anbieten? Liebesromane? Dreiecksgeschichten? Mord und Totschlag! Goethen? Lessing? Kafka? Gar Nietzsche?

Verbrennen? Kompostieren? Wertstoffhof? Bei Nacht poltern die Apokalyptischen Reiter durch Ihre Träume. Auf einem Gaul sitzt Reich-Ranitzki! Das Ende des Abendlandes ist da!

Einfach ignorieren! Sollen doch die Erben diesen Kulturmord auf ihr Gewissen laden! Nur die Bücher im Schrank, die in der zweiten Reihe, die kann man ja diskret im Altpapier-Container entsorgen. Man braucht sie ja nicht mehr.

Aber halt! Die Mutzenbacherin! Eine reich bebilderte Ausgabe, lauter Stiche aus Meisterhand, feinste Pornographik, da liegt auch noch ein himmelblauer Briefumschlag drin. Schieben wirs’s noch auf! Wer wird denn gleich sterben Robin Gettup?



Ähnliche Beiträge



Keine Kommentare vorhanden


Sie haben eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teilen Sie sie mit uns!

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*