Skip to main content

Veranstaltungsberichte / Blicke über den Tellerrand: documenta13 in Kassel 2012

documenta13 in Kassel 2012 (09.06.-19.09.)

Alle fünf Jahre wieder zieht es Kunst-Interessierte „ab nach Kassel“, wohl wieder um ¾ Million Menschen! Wie die letzten Male, habe ich´s mir auch aktuell wieder einrichten können, neugierig wie ich bin. Und natürlich sah ich meinen Besuch auch aus der Perspektive

„Was können Trainer, Berater, Coaches, Weiterbildner überhaupt aus dieser d13 „ziehen“?“ Diese Gedanken dazu habe ich für Sie mitgebracht:

Fokus Multimedial und polysensorisch: Sei es Windkanal (im EG des Fridericianums) oder Audio- und Video-Installationen (an vielerlei Orten, etwa die Flugzeug-Motoren in der documenta-Halle, die „Ave Maria“ spielen), Begehbares wie Riech- und Schmeckbares (Hügel in den Fulda-Auen, Pflanzen und Äpfel). Da fühlt sich mancher an Walt Disneys Kreativ-Strategie erinnert (hier: vor allem für den Träumer (Künstler) und Realist (Kuratorin und Co-Kuratoren), Kritiker darf dann der Besucher sein): „Zuerst entwickelte Walt Disney einen Traum oder eine Vision des gesamten Films. Er spürte die Gefühle einer jeden Filmfigur, indem er sich vorstellte, wie die Geschichte in ihren Augen aussah.“ Möglichst alle Sinne einbringen, also … Thema vor allem bei den Methoden-Kollegen von NLP und Suggestopädie, jedoch allgemein Fokus für Weiterbildner, siehe Lernstile. Und welche Anregungen lassen Sie zu, als Besucher der documenta13?

Sie „treffen“ auf Salvador Dali und Mark Dion, Pierre Huyghe und Song Dong. Der eine überrascht Sie, die anderen sagen Ihnen (noch) nichts? Nun, sie und die weiteren irgendwas zwischen 150 und 200 Künstler eint dies: Fokus Vermittlung von Ideen, Inhalten, Umgehensweisen: Das gibt es z.B. die Hypnotic Show von Marcos Lutyens und Raimundas Malasauskas inklusive vorgelesenem Gedankenspaziergang, verstärkt durch passende Düfte. Oder die „Künstlerkongresse“, darauf kommen wir weiter unten zurück. Und dazu durchaus interaktive Präsentationen, etwa die der Künstlerin Amy Balkin: Sie fordert dazu auf, eine Eingabe an die Bundesregierung zu unterstützen, bei der UNESCO zu beantragen, die Erdatmosphäre als Kulturgut zu schützen, indem sie ins Weltkulturerbe aufgenommen wird. Und auch die generelle Konzeption (die es gar nicht gibt, lt. der Kuratorin) erinnert manchen Trainer an mögliche Methoden (Zitat d13):

— Auf der Bühne. Ich spiele eine Rolle, ich bin ein Subjekt im Akt der Wiederaufführung.
— Unter Belagerung. Ich bin umlagert vom anderen, belagert von anderen.
— Im Zustand der Hoffnung oder des Optimismus. Ich träume, ich bin das träumende Subjekt der Antizipation.
— Auf dem Rückzug. Ich bin zurückgezogen, ich beschließe, die anderen zurückzulassen, ich schlafe

 

Fokus Nutzen von Raum: Von vollgestopft bis weit verstreut, von begehbar bis stehend oder sitzend betrachtbar und/oder sicht- und hörbar – sogar bis fühlbar (Wind“kanal“ im Fridericianum-EG). Drinnen wie draußen, siehe etwa Song Dong´s Müllhügel in den Fulda-Auen, im Bereich vor der Orangerie – welch eine Variationsbreite auch bezüglich „3D“! Raum-Nutzung ist ja häufig durchaus ein Thema, wenn es um Weiterbildungs-Maßnahmen geht: Wie gehen Künstler damit um, auch wenn sie weder Performance noch Installation bringen? Jede Art von Kunst wird durch „Ausstellen“ erst erlebbar – Ausnahme: Darstellung im Buch, was übrigens auch für Trainings usw. gilt. Apropos: Bücher zur documenta gibt es auch, deren drei, siehe www.hatje-cantz.de.

Fokus Haptik: Das oben schon erwähnte „Windspiel“ (dieses Mal kein Hund und so gesehen nicht „dogumenta“, wie schmunzelnd gelegentlich angemerkt), also kinästhetisches Erleben. – Anfassen und sogar mitnehmen lassen sich Drucke, etwa aus dem Tagebuch der 83-jährigen „Grande Dame der feministischen US-Kunst“ Ida Applebroog, das sie dort öffentlich gemacht hat. Oder Sie dürfen (und müssen) mit Decken verhüllte, in Vitrinen „eingelegte“ Kunstwerke erst aufdecken, um sie sich zu Gemüte führen zu können. Fokus Wissenschaft: Sogar die Quantenphysik ist vertreten! Gerade für all jene, die in der Folge von „bleep“ auch im Trainingsbereich verstärkt wissenschaftliche Erkenntnisse verarbeiten, besonders interessant.

 

Und was hat die documenta direkt mit Weiterbildung zu tun?

Documenta IST immer (wieder) Weiterbildung für jene,

  • die nach PW streben: einen Querschnitt an zeitgenössischer Kunst erleben, weit jenseits des Mainstream

  • die nach ZF suchen: sich anregen lassen, für unterschiedlichste Weiterbildungs-Formate.

 

Documenta13 speziell betreibt tatsächlich Weiterbildung, nämlich konkret mit dem Format der „Künstlerkongresse“, als „Ein Kongress“: Eine volle Woche lang ging es täglich um die „Genealogie der Programmgestaltung öffentlicher Institutionen und dem Wesen des Kongressformats als Plattform von Bedeutungsproduktion“ (11.-15.06.2012, im Ständehaus, Kassel). Weniger geschraubt also: Kongress als Format, Kunst zu produzieren, darzustellen und zu vermarkten. Und zwar als Form von Rezipienten-Beteiligung: Der Betrachter (Teilnehmer!) ist selbst einbezogen in das, was Ergebnisse bringt – Weiterbildung in Bestform! Wie Sie sehen, lieber Leser, Kunst und Weiterbildung haben eine Menge miteinander zu tun! Wann planen Sie „ab nach Kassel“? Siehe www.documenta.de, übrigens wieder mit Sonderpreisen der Bahn … Noch bis 16. September!

(Wer in das eine oder andere Event – siehe Kongress! – reinschauen [&] reinhören möchte, orientiere sich hier:http://d13.documenta.de/de/#research/index [QR-Code?])

von Hanspeter Reiter, hanspeter.reiter@gabal.de



Ähnliche Beiträge



Keine Kommentare vorhanden


Sie haben eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teilen Sie sie mit uns!

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*