Wachsamkeit im Alltag
Liebe Freunde eines selbstbestimmten Lebens,
Erwartungen bestimmen unser Leben – wenn … dann … – doch wo bleibt das Jetzt?
Auch in diesem Jahr hatten wir doch einen schönen Sommer erwartet, oder? Und was haben wir bekommen? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Gewiss, ein schöner Sommer tut der Seele gut. Aber warum wollen wir die Seele unter weniger guten Umständen leiden lassen?
„Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst die niemand kann.“
Der Volksmund
Leiden wir nicht viel mehr an unseren Erwartungen? An den zu erfüllenden, an denen die, wir an andere stellen und nicht erfüllt zu bekommen? Und natürlich an denen, die wir an uns selber haben und oft überzogen sind. Wird das richtige Maß gefunden, sind wir gestresst.
„Habe ich genug getan? – Ist der andere zufrieden mit mir? – Bin ich gut genug?“ Sind Fragen an den eigenen Anspruch.
„Ich hätte ich es besser machen können, schneller, gründlicher oder genauer!“ weisen auf das Bedürfnis hin, die Erwartungen anderer möglichst perfekt zu erfüllen.
„ Bist du immer noch nicht fertig? – Jetzt reichts mir aber! – „Du weißt doch, was ich gerne mag!“ signalisieren die unausgesprochen oder enttäuschten Erwartungen an andere.
Dann gibt es da noch die nicht ungefährlichen Manipulierer. Sie verbergen eine gut getarnte Abwehrhaltung und verstehen es geschickt und verwirrend, Erwartungen aus dem Weg zu gehen oder andere für ihre Interessen einzuspannen. Die ewig Wütenden sind ebenfalls mit Vorsicht zu genießen; ungewollt befindet man sich urplötzlich im Bann ihres ungebremsten Verhaltens.
Wachsamkeit ist das beste Gegenmittel.
Wir sollten uns auch von denen nicht beeindrucken lassen, die sich schon bei den kleinsten Anforderungen überfordert oder übervorteilt fühlen. Ihre Methode aus der Verantwortung auszusteigen liegt in ihrer Fähigkeit, in anderen ein schlechtes Gewissen auszulösen. Es ist nun mal so, dass sich Menschen mit schlechtem Gewissen leichter manipulieren lassen.
Selbstbestimmung heißt wachsam und achtsam zu sein
Das schaffen wir, wenn wir genau zuhören, hinschauen, hin fühlen. Beim Essen und Trinken natürlich auch hin schmecken und hin riechen. Praktisch ausgedrückt, alle fünf Sinne beieinander zu haben. Unsere fünf Sinne lügen zwar nicht, nur an ihrer Wahrnehmung fehlt es oft in der Hektik des Alltags.
Wachsamkeitsübung Nr. 1 ist Atmen
Der Atem, die Triebkraft unseres Lebens, kann bei bewusster Anwendung Wunder bewirken. Der richtige Ort zum Üben ist immer der, wo Sie sich gerade aufhalten, denn atmen tun Sie sowieso. Wichtig ist, dabei auf die Gefühle und positive Veränderungen zu achten. Dann werden Sie schon bald feststellen, dass Sie sich um einiges besser fühlen. Hier ein paar Vorschläge:
Wenn Sie das nächste Mal in irgendeiner Warteschlange stehen, zählen Sie zum Zeitvertreib mal Ihre Atemzüge und beobachten sich dabei.
Halten Sie nach längerem Sitzen einmal inne und stellen die Füße, mit einem kleinen Zwischenraum, bewusst nebeneinander auf den Boden. Zur inneren Stärkung stellen Sie sich dann vor, mehrere Male durch Ihre Fußsohlen ein – und aus zu atmen.
Folgende Wechselatmung hilft wunderbar, wenn Sie sich aufgeregt haben oder vor einer schwierigen Situation stehen. Konzentrieren Sie sich darauf, abwechselnd durch das eine Nasenloch ein und durch das andere wieder aus zu atmen.
Die Stresssituationen in Ihrem Alltag werden eindeutig abnehmen, je häufiger Sie Ihren Atem bewusst einsetzen. Probieren Sie es selber aus.
Büchertipps
Thorsten Havener, Ich weiß, was du denkst, Das Geheimnis, Gedanken zu lesen, rororo – Ich empfehle es zu Schärfung der fünf Sinne, um einen Blick für das Erwartbare zu entwickeln. Schon beim Lesen geht Ihr Puls deutlich runter.
Arno Geiger, Der alte Mann in seinem Exil, Hanser – Ich empfehle es für mehr Achtung vor den Gebrechlichkeiten im Alter. Arno Geiger räumt mit seinen zu Herzen gehenden Betrachtungen mit der destruktiven Haltung auf, dass Menschen im Alter wieder zu Kindern werden.
Nun bleibt mir noch, Ihnen einen raschelnden, bunten, mit reifen Trauben versetzten Herbst zu wünschen.
Ihre Viktoria Hammon
Praxis für Kinesiologie und Mediation
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